Die Schulen in den Landkreisen Harburg, Lüneburg und Stade bleiben heute geschlossen. Schulfrei ist auch in Stormarn und vier weiteren Kreisen Schleswig-Holsteins und in ganz Mecklenburg-Vorpommern.
Fehmarn/Lübeck. "Schneetief 'Daisy' ist in Hamburg als 'lahme Ente' gelandet", sagte gestern ein Sprecher der Hamburger Stadtreinigung. Ganz anders sah das Bild dagegen in vielen Teilen Norddeutschlands aus - von der Außenwelt abgeschnittene Dörfer, massive Verkehrsbehinderungen, Sturmflut an der Ostsee, gefährdete Deiche.
An den Schulen in fünf Kreisen Schleswig-Holsteins fällt heute der Unterricht aus - in Stormarn, Ostholstein, Plön, Segeberg und Rendsburg-Eckernförde. Auch in den Landkreisen Lüneburg, Stade und Harburg können die Schüler zu Hause bleiben. In Mecklenburg-Vorpommern sind die Schulen sogar landesweit geschlossen.
Schneeverwehungen hatten am Wochenende in Schleswig-Holstein landesweit Bundes-, Kreis- und Landesstraßen derart blockiert, dass die Winterdienste nur einen Teil der Hauptstraßen räumen konnten. Starke Schneefälle und meterhohe Verwehungen behinderten auch den Bahnverkehr. Zu Verspätungen oder Zugausfällen kam es nach Angaben der Deutschen Bahn unter anderem auf den Strecken von Kiel nach Flensburg, nach Lübeck und nach Hamburg. Zwischen Neustadt und Puttgarden (Fehmarn) im Kreis Ostholstein wurde der Zugverkehr eingestellt, Ersatzverkehr gab es dort nicht.
Am schlimmsten traf es die Menschen auf der komplett eingeschneiten Ostsee-Insel Fehmarn, wo der Sturm über das flache Land wütete und sämtliche Dörfer vom Schnee einschloss. Auf der Insel, mit 30 Zentimetern laut Deutschem Wetterdienst der Schnee-Spitzenreiter, mussten die Menschen gestern etwa eine Stunde lang ohne Strom auskommen. Durch extremes Hochwasser der Ostsee und den Sturm wurde zudem ein Deich auf 25 Meter Länge unterspült. "Wir sind dabei, ihn mit Sandsäcken zu stabilisieren", berichtete Fehmarns Bürgermeister Otto-Uwe Schmiedt (parteilos). Dank der Vorwarnungen hätten sich die Inselbewohner ausreichend mit Lebensmitteln eingedeckt. "Alle Dörfer sind nach wie vor von der Außenwelt abgeschnitten", berichtete Schmiedt. "Im Moment ist alles erstarrt." Der Bürgermeister fügte hinzu: "Ich halte mich für einen besonnenen Menschen, aber das hier erinnert mich doch sehr an die Schneekatastrophe 1978/79."
Neuschnee, Eis und extremer Wind sorgten auch in vielen anderen Teilen Schleswig-Holsteins für massive Verkehrsprobleme. Mehrere Autobahnen und Bundesstraßen mussten gesperrt werden, einige Fähren nach Dänemark und Schweden stellten ihren Betrieb ein. Zugverspätungen und -ausfälle gab es den ganzen Tag. Die Räumdienste auf den Straßen konnten teilweise nur mit Mühe Autobahnen sowie andere Hauptverkehrsstraßen frei halten. Selbst die A 20 zwischen Bad Segeberg und Lübeck musste bis Sonntagvormittag auf 20 Kilometern voll gesperrt werden.
In diesem Zeitraum kam es in Schleswig-Holstein zu etwa 200 Unfällen, fast alle endeten glimpflich. Lebensgefährliche Verletzungen erlitt aber eine 18-Jährige, die mit ihrem Auto in der Nähe von Wilster (Kreis Steinburg) auf schneebedeckter Straße gegen einen Baum prallte. In Ostholstein waren nach Polizeiangaben fast alle Nebenstraßen unpassierbar. "Lediglich die Autobahnen und Bundesstraßen werden in Minutenabständen geräumt. Trotzdem kommt es auch hier zu Behinderungen durch plötzlich auftretende Schneewehen", hieß es. In Neustadt, Heiligenhafen und anderen Badeorten trat die Ostsee über die Ufer, die Deiche hielten dort jedoch. In Kellenhusen brachen Teile der Strandpromenade ab. Bei Dahmeshöved zwischen Dahme und Kellenhusen bildeten sich Höhlen im Deich, der einen Bauernhof mit mehr als 300 Rindern vor dem Wasser schützt. "Im schlimmsten Fall", sagt Juniorbauer Michael Krebs, "muss der Hof evakuiert werden."
In der Lübecker Altstadt trat das Hochwasser über die Ufer. In Flensburg drückte "Daisy" ebenfalls viel Wasser in die Förde und überflutete die Straße "Schiffbrücke" sowie einen Parkplatz. In Mecklenburg-Vorpommern mussten Retter wegen massiver Schneeverwehungen 320 Menschen aus Autos und Zügen befreien. Schwerpunkt war die A 20. 44 Fahrgäste retteten Helfer aus zwei Zügen, die bei Miltzow nahe Stralsund sowie Ducherow und Anklam festsaßen.
Niedersachsen und Hamburg waren von "Daisy" deutlich weniger stark betroffen als erwartet. Vor allem im Harz sorgte der Schneefall aber für starke Behinderungen. In Braunlage musste das geplante Weltcup-Skispringen wegen Sturmböen ausfallen.