Flensburg. Weil er ein Mitglied der verfeindeten Rockergruppe Bandidos lebensgefährlich verletzt haben soll, hat die Flensburger Polizei den 36 Jahre alten Anführer der Hells Angels MC Flensburg, Stefan R., verhaftet. Es besteht der Verdacht des versuchten Totschlags, erklärte der Sprecher des Landeskriminalamts Schleswig-Holstein, Stefan Jung.

In der Nacht zum 13. September soll der Hells-Angels-Chef den auf seinem Motorrad fahrenden Bandido auf der Autobahn 7 nahe der Ortschaft Handewitt bei Flensburg entdeckt und dann mit seinem Auto angefahren haben. Der erst 24 Jahre alte Bandido stürzte und zog sich bei dem Attentat lebensgefährliche Verletzungen zu.

Gestern Morgen durchsuchte das Landeskriminalamt mit Unterstützung des Spezialeinsatzkommandos der Polizei die Wohnungen des Anführers des Motorradklubs und zweier weiterer Hells-Angels-Mitglieder im Alter von 32 und 42 Jahren in Flensburg und im Flensburger Umland sowie das Vereinsheim. Während der Rocker-Chef in Untersuchungshaft kam, blieben die anderen Hells Angels auf freiem Fuß.

Erst Anfang November waren die Flensburger Hells Angels in die Schlagzeilen geraten, als die Polizei in einer Kfz-Werkstatt das bis dato größte Waffenlager der Rockerszene Schleswig-Holsteins gefunden hatte. Die vom Landeskriminalamt eingerichtete Sonderkommission "Rocker" konnte eine Verbindung zwischen den Flensburger Rockern und den Waffen herstellen. Ihnen werden Straftaten nach dem Kriegswaffenkontrollgesetz zur Last gelegt. In der Werkstatt wurden fünf Maschinenpistolen, zehn Pumpguns und Schrotflinten, zwei Revolver und zwei Pistolen sowie Munition und sprengstoffähnliche Substanzen gefunden.

In Schleswig-Holstein gibt es nach Ermittlungen vier Rockerklubs mit je rund zehn Vollmitgliedern: drei Chapter der Hells Angels (Flensburg, Kiel und Alveslohe) sowie ein Chapter der verfeindeten Bandidos in Neumünster.