Die Lücke wurde über Nacht geschlossen. Wann bildet Regierungschef Wulff das Kabinett um?
Hannover. Der 38-jährige Bankkaufmann Jörg Bode wird neuer niedersächsischer Wirtschaftsminister. Noch in dieser Woche wird der bisherige Fraktionschef im Landtag sein Amt antreten. Die FDP löst damit quasi über Nacht die Nachfolge für den 36-jährigen Philipp Rösler, der Bundesgesundheitsminister wird.
Vor einem frühen Karrieresprung steht damit auch der erst 32-jährige FDP-Landtagsabgeordnete Christian Dürr, der als neuer Fraktionschef gehandelt wird. Nach der überraschenden Berufung von Rösler ins Bundeskabinett ist die rasche Klärung der Nachfolge in Hannover auch ein Versuch, erst gar keine Diskussion über eine umfassende Kabinettsumbildung zuzulassen, über die seit Monaten diskutiert wird.
Rösler gestand gestern, angesichts seiner Karriere sei ihm schon "ein bisschen schwindelig". Ähnlich dürfte es Bode gehen. 2003 zog er in den Landtag ein, wurde schon zwei Jahre später Parlamentarischer Geschäftsführer und vor acht Monaten Fraktionschef, als Rösler ins Wirtschaftsressort wechselte.
Bode hat nicht Röslers Ausstrahlung, aber er gilt wie sein Vorgänger als stets freundlich und als geschickter Verhandler auch innerhalb der Regierungskoalition mit der CDU. Er ist verheiratet, hat einen kleinen Sohn, lebt an seinem Geburtsort Celle. Dort hat er auch das Abitur gemacht, eine Banklehre absolviert und sich dann zum Firmenkundenbetreuer ausbilden lassen. Die Wichtigkeit ausreichender Kreditlinien für Firmen, die jetzt durch die Finanzkrise gefährdet sind, kennt er also aus eigener Anschauung. Mit einer Schonfrist durch die Opposition kann Bode nicht rechnen. Für den Grünen-Fraktionschef Stefan Wenzel ist die Nominierung eine "Notreparatur". Es sei nur darum gegangen, das durch Röslers Abgang entstandene Loch so schnell wie möglich zu stopfen. SPD-Oppositionsführer Wolfgang Jüttner sagte: "Das ist ein weiteres Indiz für die doch sehr dünne Personaldecke der FDP in Niedersachsen".
Als offen gilt, wann Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) seinerseits personell die Weichen neu stellt. Erwartet wird die Ablösung gleich mehrerer CDU-Minister. So gilt Hans-Heinrich Ehlen (Landwirtschaft) als gesundheitlich angeschlagen, Lutz Stratmann (Wissenschaft) als glücklos. Vor allem aber geht es um die politische Zukunft von Kultusministerin Elisabeth-Heister-Neumann. Ihren Rücktritt fordern alle drei Oppositionsparteien wegen des Verdachts, dass sie dafür gesorgt hat, dass ein Disziplinarverfahren gegen Eberhard Brandt eingeleitet wurde. Der ist Lehrer und Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), gilt als einer der schärfsten Kritiker der Schulpolitik von CDU und FDP. Der Verdacht allerdings, er habe schuldhaft Unterricht nicht erteilt, hat sich inzwischen in Luft aufgelöst.