Nicht viele Protestanten werden zur Privataudienz von Papst Benedikt XVI. (82) eingeladen, der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (62, CDU) besuchte das Kirchenoberhaupt in Rom am Freitag schon zum zweiten Mal.

Vatikanstadt -

Vor zwei Jahren hatte Carstensen dem Papst zu dessen 80. Geburtstag gratuliert, jetzt sprachen sie über Probleme der Globalisierung, der Welternährung und der Gentechnik. Anlass sei der Abschluss des Kirchenstaatsvertrages gewesen, bei dem es in seinem Bundesland einen breiten Konsens zum Verhältnis von Staat und Kirche gegeben habe, sagte Carstensen hinterher.

Das Gespräch mit dem Papst sei ausgesprochen offen und fröhlich gewesen. Er habe im Vatikan den Eindruck gewonnen, dass man die miteinander verknüpften Probleme der Globalisierung, der Bekämpfung des Hungers und des Klimaschutzes dort "ausgesprochen verantwortungsvoll angeht", sagte der Ministerpräsident. Mit Benedikt hatte Carstensen darüber gesprochen, wie wichtig es sei, dass der Vatikan zu diesen Fragen Stellung beziehe. "Im Vatikan spricht man ernsthaft über Gentechnik, die Meinung des Papstes dazu ist noch nicht abgeschlossen", so Carstensen. "Wir sind doch bereits in einer gentechnisch veränderten Welt, das muss man offen diskutieren", sagte er. "Es kann eine Sünde sein, wenn man Hungernde von einer Technologie fernhält, die helfen könnte", befürwortete er eine Debatte über Vor- und Nachteile der Gentechnik. Als Vertreter eines Landes, das auf dem Feld der Windkraft stark sei, begrüßte er ausdrücklich "das Engagement des Papstes für erneuerbare Energien".

Carstensen brachte dem Papst unter anderem Lübecker Marzipan aus dem Hause Niederegger als Geschenk und herzliche Grüße von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit. Er war mit einer Regierungs- und Landtagsdelegation nach Rom gereist.