Die Baukommission des Parlaments hat sich für den Abriss des bisherigen zentralen Gebäudes an der Leine in Hannover ausgesprochen. Bis 2012 soll in unmittelbarer Nähe ein Neubau entstehen, für den rund 45 Millionen Euro Ausgaben notwendig werden.

Hannover. Für die konkrete Ausgestaltung soll nun ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben werden, teilte Landtagspräsident Hermann Dinkla am Freitag mit.

Das derzeitige Landtags-Plenargebäude stammt aus dem Jahr 1962 und ist seit längerem an vielen Stellen marode und baufällig. Das Gebäude wird auch "Leineschloss" genannt, weil es an der Stelle des früheren Schlosses der Könige von Hannover errichtet wurde. Der klassizistische Schlossbau wurde durch einen Luftangriff im Zweiten Weltkrieg zerstört, von 1957 bis 1962 wurde an dieser Stelle dann der heutige Landtag errichtet. Inzwischen ist das Gebäude aber stark sanierungsbedürftig und an vielen Stellen undicht. Ferner besteht die Gefahr, dass Scheiben der gläsernen Eingangshalle herausfallen.

Landtagspräsident Dinkla sagte, das marode Parlamentsgebäude sei im bundesweiten Vergleich längst nicht mehr zeitgemäß. Der Bau habe das Parlament von der Außenwelt abgeschottet - der Plenarsaal hat keinerlei Fenster. Es entspreche nicht mehr dem heutigen Verständnis von Demokratie, quasi ohne Außenbezug zu tagen.

Die nun gewählte Variante für den Neubau ist mit geschätzten rund 45 Millionen Euro Kosten eine der günstigeren von mehreren in Betracht gezogenen Baumöglichkeiten. Welcher Architekturentwurf den Zuschlag bekommen wird, soll spätestens im Herbst kommenden Jahres entschieden werden. Auch neue Energiekonzepte sollen in die Planungen einfließen.

Bisherigen Planungen zufolge soll der Neubau auf dem Platz der Göttinger Sieben bis Ende 2012 fertiggestellt werden. Die Landtags-Abgeordneten werden ihre Sitzungen während der Bauzeit in eine frühere Zweigstelle des Landesmuseums an der Marktkirche in Hannover verlegen. Da diese Immobilie dem Land gehört, entstünden dadurch kaum weitere Kosten, sagte ein Landtagssprecher.

Insgesamt hatte die Baukommission in einer Standortanalyse zehn Bauvarianten vorgeschlagen, von denen fünf in die engere Wahl kamen. "Ich freue mich sehr, dass die Baukommission sich so schnell auf eine überzeugende Lösung verständigen konnte", teilte Landtagspräsident Dinkla mit.

Kritik an der Entscheidung für den Abriss des Plenarsaals kam von den Landtagsgrünen: Ein Umbau könne erheblich billiger sein, sagte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Ursula Helmhold. Ferner sei ein Neubau "auch denkmalpflegerisch nicht zeitgemäß".

Das Gebäude sollte bereits vor Jahren modernisiert werden. Die neue CDU/FDP Landesregierung hatte das Vorhaben aber nach ihrem Amtsantritt 2003 aus Kostengründen zurückgestellt.