Falsches Ticket gekauft: Mehrfach haben Schaffner deshalb Jugendliche aus dem Zug geworfen.

Hamburg. Deborah (12), das Mädchen mit dem Cello, das am 20. Oktober im Dunkeln von einer Zugbegleiterin in Parkentin (Bad Doberan) aus dem Zug geworfen wurde, weil sie keine Fahrkarte hatte - sie ist beileibe kein Einzelfall, wie die Bahn es gern darstellt. Inzwischen haben sich weitere Eltern beim Abendblatt gemeldet, deren Kindern Ähnliches widerfahren ist. Ihr Ärger und ihre Verunsicherung ist groß, denn oftmals hatten die Eltern irrtümlich selbst die falschen Fahrkarten gelöst, weil die Automaten so unübersichtlich sind.

"Wir haben in Puttgarden zu dritt am Automaten gestanden", erzählt Gabriele Nottelmann (48) aus Seevetal, "aber wir haben offenbar die falsche Taste gedrückt." Ihre Tochter Madita (16), die am 20. August allein von Puttgarden nach Hamburg-Harburg fahren wollte, flog in Oldenburg aus dem ICE. Ihre Eltern hatten fälschlicherweise ein Ticket für die Regionalbahn gezogen. "Man hat ihr gesagt, sie könne nicht nachlösen. Dabei wollte sie doch die Differenz zum ICE-Ticket zuzahlen", sagt Gabriele Nottelmann. "Ich verstehe nicht, warum das nicht möglich war." Für Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis ist die Antwort klar: "Ein Ticket des Schleswig-Holstein-Tarifs gilt nicht im IC/EC und ICE. Es kann daher auch nicht angerechnet werden." Wer dennoch eine Fernverbindung nutze, müsse eine neue Karte kaufen, die "falsche" werde nicht erstattet. Punktum. "Wir wünschen uns eine Anrechnung der falschen Fahrkarte", hält Karl-Peter Naumann vom Fahrgastverband Pro Bahn dagegen. Es sei doch ersichtlich, dass man zahlungswillig war.

In einem anderen Fall wurde die Hamburger Schülerin Luca Schick (14) am 23. August in Lübeck aus dem Eurocity verwiesen, weil auch sie aus Versehen nur ein Regionalticket besaß. Dabei dürfen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren nicht von der Fahrt ausgeschlossen werden, so eine Vorschrift der Bahn. "Es wird immer jeder Einzelfall geprüft", versichert Meyer-Lovis. Eine Konsequenz habe man schon gezogen, in der Fortbildung für Zugbegleiter werde der "Fall Deborah" thematisiert.