Als Gérard d'Aboville am 21. November 1991 nach 133 Tagen auf hoher See ausgelaugt und abgemagert den kleinen Fischerhafen Ilwaco an der Westküste der USA erreichte, fühlte er plötzlich große Leere.

Kiel. "Ich habe so sehr mit einem Ziel gelebt, und jetzt habe ich keines mehr", sagte er weinend in die TV-Kameras. Der Franzose hatte nach mehr als 10 000 Kilometern Kampf mit Wellen, Sturm und Einsamkeit als erster Ein-Mann-Ruderer den Pazifik überquert.

Heute hat der "König der Ozeane" ein neues Ziel: Gemeinsam mit dem Schweizer Abenteurer Raphaël Domjan (36) will der 63-Jährige als erster Mensch die Welt in einem Katamaran umrunden, der ausschließlich von Solarenergie angetrieben wird. Konstruiert wird das Schiff von der Kieler Werft Knierim Yachtbau.

Mit dem spektakulären Projekt "PlanetSolar" wollen beide "einen symbolischen Schritt in Richtung einer besseren Welt" machen und auf das Potenzial erneuerbarer Energien hinweisen: "Unser Planet verdient ein besseres Schicksal als das, was wir ihm heute zumuten", sagte Domjan bei der Präsentation der Pläne am Dienstag in Frankfurt. Es müssten alternative Energiequellen entwickelt werden: "Diese Notwendigkeit ist Motivation und Antriebskraft für das Team."

Im Januar 2009 soll in Kiel mit dem Bau des 30 Meter langen und 15 Meter breiten Katamarans begonnen werden. "Dieses Boot ist eine Herausforderung in allen Bereichen", sagt Steffen Müller, der an der Konzeption des Gefährts mitwirkt. An der Oberfläche des Bootes werden auf 470 Quadratmetern Solarmdoule installiert. Damit sich das Schiff auch fortbewegen kann, wenn gerade keine Sonne scheint, soll die Energie in Batterien mit einem Gesamtgewicht von zehn Tonnen gespeichert werden. Insgesamt wird das Boot nach den Planungen 25 Tonnen wiegen.

Der Anstoß für die ungewöhnliche Aktion kam 2004 von Domjan, einem Sanitäter und Hochgebirgsführer, der in "PlanetSolar" die Verwirklichung seines "Traumes" sieht, wie er selbst sagt. Im Mai 2010 soll das Boot - nach einer Testphase - ins Wasser gelassen werden und vom Mittelmeer aus zu seiner 40 000 Kilometer langen Weltumrundung entlang des Äquators starten. Die Route steht: Die Yacht soll den Atlantik durchqueren, anschließend den Panama-Kanal, den Pazifik und den Indischen Ozean. Über den Suez-Kanal kehrt das Boot schließlich wieder ins Mittelmeer zurück. In großen Hafenstädten sind Zwischenstopps geplant. Die reine Fahrzeit werde 120 Tage betragen.

Finanzier des ehrgeizigen Projekts ist der Solar-Unternehmer Immo Ströher. Mit Kosten "im einstelligen Millionenbereich" rechnet er - und hat schon Pläne für die Zeit nach der Rückkehr der Yacht von ihrer Weltreise: Sie solle "im zweiten Lebenszyklus" wirtschaftlich genutzt werden. Denkbar sei etwa, dass Unternehmen das Schiff für Workshops charterten oder verdiente Mitarbeiter damit auf Reisen schickten. Immerhin: Platz wäre für 200 Menschen. Und Kabinen im Bauch des Schiffes sind auch geplant.