Die Abdrücke verraten: Sie traten als Familien auf, zwei Herden von Pflanzenfressern trafen sich in einer Lagune.
Obernkirchen. Was machten die Dinosaurier in Obernkirchen? Wie lebten sie in Niedersachsen vor 140 Millionen Jahren? Wissenschaftler haben Spuren der Urzeit-Riesen in einem Steinbruch gefunden, die sie als Weltsensation bezeichneten, und suchen nun nach Erklärungen.
Zum ersten Mal in Europa konnten Fährten einer neuen Raubsaurierart aus der Gattung der Velociraptoren nachgewiesen werden. "Das ist der Beweis, dass die vogelartigen Dinosaurier ihr Zentrum auch in Europa hatten, nicht nur in Asien", sagte Paläontologin Annette Richter vom Niedersächsischen Landesmuseum Hannover am Freitag. Die acht Fährtenzüge sollen sämtliche bisher bekannten Funde aus China, Korea, dem Niger und den USA (Utah) übertreffen. Das Team des Landesmuseums entdeckte insgesamt 49 Fußabdrücke des Raubsauriers, so viele wie noch nirgendwo.
Ein Jahr lang sicherte das Forscherteam auf einer Fläche von 2000 Quadratmetern Spuren von sechs Dinosaurierarten. Was die Tiere genau dort gemacht haben, muss erst noch erforscht werden. Sicher ist bereits, dass sich in einer Lagune zwei Herden von pflanzenfressenden Iguanodons begegneten. Durch die Trampelpfade sei erstmals belegt, dass die Dinos Rudeltiere waren, erklärte Richter. Offenbar durchquerten sie das seichte Gewässer in Familienverbänden, denn sie hinterließen große und kleine Abdrücke.
Wie alt sie sind, müssen genauere Untersuchungen klären. Die Forscher schätzen, dass die Saurier vor knapp 140 Millionen Jahren an diesem Ort lebten. Sie sicherten Hunderte von Spuren in zwei Gesteinsschichten. Vermutlich hat nach einer Sturmflut Sand die Abdrücke bedeckt und konserviert. Torsten van der Lubbe konnte sein Glück kaum fassen, als er beim Freilegen der Spuren auf die Velociraptor-Abdrücke traf. "Es war ein irres Gefühl", berichtete der Forscher. "Man gibt einem Tier die Hand, das vor Millionen von Jahren herumgelaufen ist."
Der nur etwa hüfthohe Velociraptor (oder Raptor) wurde durch den Film "Jurassic Park" berühmt. Typisch für den Jäger sind die sichelförmigen Krallen an den drei Zehen, von denen eine beim Laufen nach oben klappte. Dies führte zu dem typischen zweizehigen Fährtenabdruck. Der bis zu 1,80 Meter lange Saurier lief auf zwei Beinen und besaß Federn, war aber flugunfähig.
Die Oberkirchener Steinbrüche GmbH, wo die Forscher die Spuren fanden, lädt am 21. September zu einem Tag der offenen Tür ein.