Hersteller und Komplize vor Gericht. Ihre Ware wurde heimlich auf einem Parkplatz übergeben. Sie war mit Durchfallerregern verseucht.

Itzehoe. Rund einhundert Tonnen mit Durchfallerregern verseuchtes Dönerfleisch soll ein Unternehmer aus Lägerdorf (Kreis Steinburg) an Imbissbetriebe in ganz Norddeutschland geliefert haben. Seit gestern muss sich der 54-Jährige deshalb wegen gewerbsmäßigen Betrugs und Verstoßes gegen das Lebensmittelgesetz vor dem Landgericht Itzehoe verantworten.

Bei der Verlesung der 1347 Anklagepunkte in der 56-seitigen Klageschrift wechselten sich die beiden Vertreter der Staatsanwaltschaft ab. Neben dem Hauptangeklagten muss sich ein Lieferant des Unternehmers wegen Beihilfe zum Betrug verantworten.

Laut Staatsanwaltschaft verkaufte der türkischstämmige Deutsche zwischen Dezember 2006 und September 2007 rund hundert Tonnen Ekelfleisch-Döner an insgesamt 95 Imbissbuden in Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Bremen. Er mischte unter seine Döner-Masse unter anderem Kalbfleisch und Rindfleisch der Kategorie 3, das nicht als Lebensmittel zugelassen war. Fleisch der Kategorie 3 darf zur Lebensmittelgewinnung nicht verwendet werden. Neben dem 54-Jährigen auf der Anklagebank saß ein mutmaßlicher Komplize. Der 52-Jährige war laut Staatsanwaltschaft der Lieferant des dubiosen Kalbfleisches. Jede Woche soll er auf einem Parkplatz heimlich 200 bis 300 Kilogramm Fleischstreifen von seinem VW-Bus in einen Kühl-Laster des Dönerproduzenten geladen haben.

Zusätzlich soll der Hauptangeklagte auch elf Tonnen Rindfleisch ohne Herkunftsnachweis verarbeitet haben, das er angeblich aus Brasilien bezogen hatte. Weitere 14 Tonnen dieses Rindfleisches verkaufte er weiter.

Der Dönerproduzent soll mit seinen Ekel-Spießen einen Umsatz von knapp 400 000 Euro erzielt haben, bevor einer seiner Mitarbeiter Anfang September 2007 das Gesundheitsamt informierte. Lebensmittelchemiker hatten anschließend in sämtlichen Fleischproben aus dem Betrieb Campylobacter-Bakterien und zum Teil auch Salmonellen entdeckt: Beide zählen zu den häufigsten bakteriellen Durchfallerregern. Zu einer Gesundheitsgefährdung der Konsumenten war es nach Angaben der Staatsanwaltschaft nicht gekommen, da die Dönerspieße vor dem Verzehr erhitzt wurden. Am ersten Verhandlungstag wurden keine Zeugen gehört. Der Prozess ist auf drei Verhandlungstage anberaumt.