Stuttgarter Firma baut modernstes Gymnasium in Norddeutschland. Stadt zahlt dafür im Jahr 2,2 Millionen Euro.

Schwarzenbek. In Schwarzenbek (Kreis Herzogtum Lauenburg) haben 1000 Schüler gestern ihr neues Gymnasium in Besitz genommen. Die Kleinstadt am Rande des Sachsenwaldes ist damit Vorreiter: Die Stuttgarter Projektgesellschaft Müller-Altvatter hat den Neubau realisiert - und die Stadt mietet die moderne Schule für jährlich 2,2 Millionen Euro 25 Jahre lang. Dieses Public-Private-Partnership (PPP, Öffentlich-Private Partnerschaft) ermöglichte es erst, das neue Gymnasium zu bauen.

"Wir haben die wirtschaftlichste Lösung für den Neubau gesucht und sie in PPP gefunden", erklärt Bürgermeister Frank Ruppert. Statt einer Nutzfläche von 8800 Quadratmetern, die nach der Schulbaurichtlinie vorgeschrieben sind, hat die Projektgesellschaft eine Schule mit mehr als 14 000 Quadratmeter auf einer Wiese zwischen dem Bahnhof und dem Amtsgericht gebaut. "Zwischen der alten Schule und der neuen liegen Welten, was die Großzügigkeit und die Ausstattung angeht", sagt Schulleiter Joachim Seliger. Interaktive Tafeln, auf denen man per Fingerstrich und ohne Kreide schreiben kann, mobile Laptopstationen mit acht oder 16 Geräten zur EDV-Nutzung im Unterricht, die Bibliothek mit dem mit Bambuspflanzen geschmückten Lesegarten - nur einige Details der modernsten Schule des Nordens.

Zurzeit laufen die Anmeldungen für das nächste Schuljahr. Erstmals wird es wohl sieben statt sechs Parallelklassen geben.

"So eine Schule hätte ich mir schon früher gewünscht", sagt Mads Jakobsen (19) aus dem 13. Jahrgang. Er verlässt das neue Gymnasium schon im Sommer. "Die Atmosphäre ist beeindruckend", sagte Mads. Ronja Eggers (18) fehlen zwar noch "wohnliche Verschönerungen", aber insgesamt ist sie zufrieden. Ebenso Esther Schulz. "Hier ist alles viel schöner als früher, und es gibt Parkplätze vor der Schule", hat die 19-Jährige einen weiteren Pluspunkt ausgemacht.

Auch viele Eltern nutzten den ersten Tag in der neuen Schule, um mal vorbeizugucken. "Ein beeindruckender Bau", meint Marlies Koop, Mutter einer Schülerin der 6. Klasse. "Ich gehe davon aus, dass die Kinder jetzt noch motivierter lernen", sagte Anja Jenkel-Hald. Das Gymnasium ist mit dem Umzug Ganztagsschule geworden und hat eine Mensa bekommen.

Aber auch die Lehrer schwärmen von den neuen Bedingungen im Schwarzenbeker Gymnasium. "Was wir hier in Zukunft leisten können, ist eigentlich unbezahlbar", erklärte Thomas Brademann, der pädagogische Koordinator der Schule und Lehrer für Mathe und Physik. So sind alle Räume größer als bisher, vom Kunstraum gibt es Zugänge auf den Schulhof, um dort die Kreativität zu entfalten, alle vier Bioräume sind für verschiedene Arbeitsschwerpunkte ausgelegt. In den Physikräumen kann man die Anschlüsse für Gas und Strom sowie Datenleitungen von der Decke absenken, die beiden Informatikräume sind klimatisiert.

"Für die Unterrichtsmethodik haben wir jetzt hier alle Freiheiten, wir können weg vom Frontalunterricht vergangener Jahrzehnte", sagt Schulleiter Seliger. Folge der Großzügigkeit: Aufgrund längerer Wege wurden die Fünf-Minuten-Pausen in Zehn- Minuten-Pausen umgewandelt.

Die Stadt hätte den Neubau so nicht realisieren können, meint Bürgermeister Ruppert. "Allein bei den Baukosten hätten wir als öffentlicher Auftraggeber wegen der Ausschreibungspflicht zwei Millionen Euro mehr zahlen müssen", sagt er. Das alte Gymnasium (Baujahr 1973) soll jetzt für neun Millionen Euro zur Gemeinschaftsschule umgebaut werden. Ruppert: "Parallel zum Schulbetrieb hätten wir das nicht machen können."