Kiel. Eine 32 Jahre alte Frau, die ihr neugeborenes Baby getötet haben soll, muss sich seit Freitag wegen Totschlags vor dem Kieler Landgericht verantworten. Sie habe den Säugling sowie ein bereits bei der Geburt totes Geschwisterchen am 6. März 2007 allein in ihrer Wohnung in Kiel zur Welt gebracht, sagte Staatsanwalt Achim Hackethal. Die Angeklagte habe die Nabelschnur des lebenden Babys durchtrennt und das Kind in der Badewanne oder einem Waschbecken ertränkt. Die Angeklagte behauptet hingegen, beide Kinder tot geboren zu haben.

Die 32-Jährige hat bereits ein Kind, das sie direkt nach der Geburt zur Adoption freigegeben hat. Ihr damaliger Freund habe das Baby nicht gewollt und für eine Abtreibung sei es bei Entdeckung der Schwangerschaft zu spät gewesen, schilderte sie unter Tränen. Als sie gemerkt habe, dass sie ein zweites Mal schwanger sei, habe sie dies niemanden erzählt. "Ich habe mich geschämt." Sie habe gedacht, dass es wie beim ersten Mal ablaufe: Entbinden und dann das Kind zur Adoption freigeben.

Am 6. März des vergangenen Jahres - die 32-Jährige war von einem Geburtstermin Anfang April ausgegangen - sei sie mit leichten Bauchschmerzen auf die Toilette gegangen - und habe dort das erste, tote Kind in dem WC-Becken geboren und anschließend in die Badewanne gelegt, behauptet sie. Zurück im Wohnzimmer habe sie ein Handtuch vor das Sofa gelegt, um die Nachgeburt abzuwarten. Als plötzlich das zweite Kind geboren wurde, habe sie einen Schock bekommen.

"Ich habe nicht mit einem weiteren Baby gerechnet." Ihrer Schilderung nach dachte sie, der Zwilling sei auch tot und bedeckte ihn mit einem Handtuch. Laut rechtsmedizinischer Untersuchung starb das Kind jedoch durch Ertränken.

Nach der Geburt wickelte die Frau die toten Babys in Handtücher und verstaute sie im Gefrierschrank. Einige Tage später musste sie wegen einer geburtsbedingten Blutvergiftung ins Krankenhaus - dort offenbarte sie sich einer Freundin, die die Polizei informierte.

Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt.