KIEL. Die schleswig-holsteinische Regierung hat den Standort Lübeck zulasten Kiels gestärkt. Das Kabinett beschloss gestern wie erwartet, die Zentrale des Universitätsklinikums (UKSH) allein in der Hansestadt anzusiedeln. Bisher wird der größte Arbeitgeber im Land (gut 10 000 Beschäftigte) aus beiden Städten geführt und verwaltet. In Lübeck löste der Beschluss Jubel aus, in Kiel Wut und Enttäuschung.

Wissenschaftsminister Dietrich Austermann (CDU) will durch den Abbau der Doppelstruktur mindestens 3,6 Millionen Euro im Jahr sparen und so einen Beitrag zur Sanierung des UKSH (70 Millionen Schulden) leisten. Nach Lübeck umziehen sollen neben dem Vorstand der Klinik etwa 110 Verwaltungskräfte. Bürgermeister Bernd Saxe (SPD) lobte die Regierung prompt für ihre "weise" Entscheidung. Kiels Oberbürgermeisterin Angelika Volquartz (CDU), Uni und IHK beklagten den "Tiefschlag" und eine "Fehlsteuerung". Folgenlos blieb der Kieler Proteststurm der vergangenen Tage nicht. Austermann sagte zu, dass der Medizinausschuss, der über Forschungsmittel entscheidet und in Lübeck beheimatet ist, einen Zweitsitz in Kiel erhält. Zudem bürgt das Land mit bis zu 40 Millionen Euro für ein norddeutsches Partikel-Therapie-Zentrum, in dem ab 2011 in Kiel jährlich bis zu 4000 Krebspatienten behandelt werden sollen. Um das Zentrum hatte sich auch Lübeck beworben, allerdings erst nach der Entscheidung für Kiel.

Ein weiteres Zugeständnis wurde Austermann von der mitregierenden SPD abgerungen. Der Minister, der das UKSH mithilfe von Investoren modernisieren möchte, erklärte, dass eine Privatisierung der Klinika erst mal "vom Tisch" sei. Die Opposition sparte nicht mit Kritik. Die Grünen warfen Austermann vor, einen Trümmerhaufen anzurichten. Die FDP forderte, das 2003 eingerichtete UKSH wieder in die Uni-Klinika Kiel und Lübeck zu zerlegen.