SCHWERIN. Juristen in Mecklenburg-Vorpommern wollen stärker bei der Vorbeugung von Jugendkriminalität aktiv werden. So planen Richter, Rechts- und Staatsanwälte in Schwerin und Wismar Schulprojekte mit dem Ziel, das Bewusstsein für Recht und Gesetz, Demokratie und Werte zu stärken. Oberstaatsanwältin Sybille von Massow kündigte gestern in Schwerin die Gründung eines "Jugendrechtshauses" als eine Art von Demokratieschule an. Die ehrenamtliche Initiative soll morgen in Wismar vorgestellt werden. Im Rahmen von Schulprojekten seien etwa Rollenspiele zu Gerichtsprozessen und zu Täter-Opfer-Ausgleichsgesprächen geplant.

"Alleinige Rufe nach Verschärfung des Jugendstrafrechts gehen an den eigentlichen Problemen vorbei", so die Oberstaatsanwältin. Einen Abschreckungseffekt, wie vom sogenannten Warnschussarrest erhofft, gebe es nicht. Jugendliche Täter handelten spontan in dem Bewusstsein, nicht erwischt zu werden. Insofern müsse Rechtspädagogik an den Wurzeln von Jugendkriminalität ansetzen, forderte die Juristin. Ursachen für mangelndes Rechtsbewusstsein und niedrige Hemmschwellen für Gewalt lägen häufig in Elternhäusern und im gesellschaftlichem Umfeld. Die Defizite auszugleichen überfordere die Schulen zumeist. "Wir wollen gegen jugendliche Straftäter nicht nur gerichtlich verhandeln, sondern aktiv werden, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist", erklärte die Oberstaatsanwältin.

Ehrenamtliche Jugendrechtshäuser - wie jetzt in Wismar geplant - gibt es seit wenigen Jahren und bisher an 27 Standorten in Deutschland, die meisten davon in Brandenburg. Sie bieten kostenfreie Rechtsberatung und Hilfen an.