HANNOVER. Der langjährige Chefplaner im Wirtschaftsministerium für den Tiefwasserhafen in Wilhelmshaven soll im Vergabeverfahren einen Ingenieur der Hafen-Gesellschaft unter Druck gesetzt haben. Der Leiter der Stabsstelle im Ministerium, Joachim Erdmann, habe psychischen Druck auf ihn ausgeübt, und er sei deshalb zum Arzt gegangen, sagte Johann Ehmen, Mitglied im Vergabeteam der JadeWeserPort-Realisierungsgesellschaft, gestern im Landtags-Untersuchungsausschuss in Hannover. Ehmen wollte eine Vergabe des Bauzuschlags an das Unternehmen Hochtief aus fachlichen Gründen nicht mittragen.
Der Staatssekretär im Wirtschaftsministerium erwarte aber seine Zustimmung, habe Chefplaner Erdmann dann zu ihm gesagt, berichtete Ehmen als Zeuge im Untersuchungsausschuss. Erdmann habe mehrmals mit ihm gestritten und ihm mit einer Prüfung disziplinarrechtlicher Konsequenzen gedroht. "Das war mein schwerstes Berufsjahr."
Chefplaner Erdmann wurde von Wirtschaftsminister Walter Hirche (FDP) inzwischen innerhalb der Behörde versetzt und ist nun für andere Aufgaben zuständig. Laut Hirche war dies aus sachlichen Gründen geschehen, weil das Vergabeverfahren abgewickelt ist.
Auch das Land Bremen soll laut dem Geschäftsführer der Baufirma Bunte, Manfred Wendt, Einfluss auf das Verfahren genommen haben. Der bremische Geschäftsführer der JadeWeserPort-Realisierungsgesellschaft, Jürgen Holtermann, habe ihm gesagt, der Bauvorschlag von Bunte komme nicht zum Zuge, weil der Betreiber Eurogate auf eine andere, konventionelle Baulösung eingestellt sei. "Ich habe das für ein Ablenkungsmanöver gehalten", so Wendt. Holtermann, der Hochtief bevorzugt haben soll, wollte Druck ausüben.