Vattenfall dementiert Behinderungen der Ermittlungen. Reaktorfahrer wurde am Freitag im Kraftwerk von der Polizei befragt.

Krümmel/Kiel. Während sich die Kripobeamten mit einem Durchsuchungsbeschluss im Kernkraftwerk Krümmel um Aufklärung in der Pannenserie bemühten, ging es im schleswig-holsteinischen Landtag am Freitag hoch her. Der sonst so bedächtige Justizminister Uwe Döring (SPD) erregte sich über den Kraftwerksbetreiber Vattenfall, der den Ermittlern zunächst die Einsicht in die Dienstpläne verweigert hatte: "Ich bin fassungslos über so ein Verhalten." Dies musste sich auch der für Vattenfalls Atomkraftwerke zuständige Geschäftsführer Bruno Thomauske anhören. Er verfolgte die Debatte, in der die für Atomaufsicht zuständige Ministerin Gitta Trauernicht (SPD) sein Unternehmen erneut hart angriff, ganz ruhig auf der Besuchertribüne. Danach schilderte Thomauske Journalisten seine Sichtweise. Er wies den Vorwurf zurück, sein Unternehmen würde Ermittlungen behindern: "Wir hatten versucht, am Donnerstagabend noch Kontakt mit der Staatsanwaltschaft aufzunehmen." Dem widersprach der ermittelnde Lübecker Oberstaatsanwalt Günter Möller im Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt ganz entschieden: "Ich hätte die Aktion auch noch bis Freitag um 10.55 Uhr stoppen können, als die Kripobeamten am Kraftwerk ankamen. Mich hat aber auch am Freitag niemand von Vattenfall angerufen."

Der Reaktorfahrer wurde am Freitag im Kraftwerk von den Ermittlern befragt, am Montag will das Ministerium ihn und drei weitere Mitarbeiter in Kiel befragen.

Sozialministerin Trauernicht ließ an der Dimension der Zwischenfälle keinen Zweifel: Was sich mit Bränden und Schnellabschaltungen zweier Reaktoren abgespielt habe, sei in Deutschland bisher einmalig.

Zu allem Überfluss liegen sich jetzt auch noch die Fachbehörden der Atomaufsicht in Kiel und Hannover in den Haaren. Der niedersächsische Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) beklagt unzureichende Informationen. Die Kieler Atomaufsicht habe ihren Fachbeamten einen "Maulkorb" verordnet. Schleswig-Holsteins Sozialstaatssekretär Helmut Körner wies die Vorwürfe zurück.