Neumünster. Eine Stadt unter Schock: “Wir sind alle traurig und wütend.“

Neumünster. Der kleine Parkplatz liegt hinter einer Hecke verborgen. Dahinter fand die Polizei die nur halb bekleidete Leiche der 16 Jahre alten Jennifer. Jetzt liegen hier unzählige Blumen, Briefe und kleine Teddybären. Ein junges Mädchen schiebt sein Fahrrad um die Ecke, in der Hand eine Rose. "Die habe ich in unserem Garten abgeschnitten", sagt sie und legt die rote Blüte zu den anderen. "Im nächsten Monat werde ich selber 16 . . ." Dann geht sie. In Neumünster herrscht gedrückte Stimmung, seit klar ist, dass Jennifer einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen ist. Vor zwei Monaten war sie von Rügen gekommen. Dort gab es keine Ausbildungsplätze. Im MediaMarkt der holsteinischen Mittelstadt fand sie eine Lehrstelle. Marktleiter Peter Schneider klappt eine Zeitung zu und legt die Seite, auf der Jennifer auf einem Bild fröhlich lächelt, auf einen hohen Stapel. "Wir sind alle traurig und wütend", sagt er. Am Eingang haben die Mitarbeiter ein Schild aufgehängt. "Wir trauern um unsere Arbeitskollegin Jennifer Haack", steht darauf. "Sie war so eine Liebe", sagt eine Mitarbeiterin und hat Tränen in den Augen. Informationen über die genaue Todesart gibt es noch nicht. "Ist vielleicht auch besser, wenn wir das nicht so genau wissen", sinniert eine Kollegin von Jennifer. Marktleiter Schneider hat seiner Tochter untersagt, allein in der Stadt herumzufahren. Der Vater hat Angst um sie. Was viele Neumünsteraner besonders umtreibt, ist die Tatsache, dass der Mord an der auch nachts stark befahrenen Rendsburger Straße geschah. An Jennifers Heimweg liegen eine durchgehend geöffnete Shell-Tankstelle und eine Tanzschule, gegenüber der erleuchtete "BurgerKing" und eine Aral-Tankstelle. Im "BurgerKing" meint Jörg (18), der gerade auf dem Heimweg von der Schule ist: "Bisher haben wir uns hier in der Stadt immer sicher gefühlt." Gleich holt er seine kleine Schwester von der Schule ab. "Ich will nicht, dass sie allein geht", sagt er nur.