Sylt-Besucher wollen für den Erhalt der Strände spenden. Das Land verlangt ein Konzept, bevor die Gelder fließen.

Kiel. Nach den schweren Sturmschäden auf Sylt macht Rantums Bürgermeister Helge Jansen Nägel mit Köpfen. Der Vorsitzende des Landschaftszweckverbands möchte auch bei den vielen Liebhabern der Insel Geld für eine neue Küsten-Stiftung sammeln, die zusätzliche Schutzmaßnahmen bezahlen soll. Bei Politikern und Promis scheint die "Soli-Aktion für Sylt" anzukommen.

"Das ist eine gute Idee", sagte Landwirtschaftsminister Christi-an von Boetticher dem Abend-blatt. Über die Modalitäten der Stiftung und vor allem die ge-plante Landesbeteiligung müsse man aber noch reden. Der CDU-Politiker, der gern auf Sylt ausspannt, hat auch eine persönliche Bindung zur Insel. Seine Mutter stammt von dort.

Der Präsident der Unternehmensverbände (UV Nord), Hans Heinrich Driftmann, glaubt als Sylt-Kenner an einen Erfolg der Stiftung. Viele Urlauber hätten eine "hochgradig emotionale Bindung zur Insel". "Ich kann mir vorstellen, dass sie Geld geben." Das gilt auch für Landtagspräsident Martin Kayenburg (CDU). Er ist bekennender Sylt-Fan und würde die Stiftung persönlich unterstützen, wenn ein vernünftiges Konzept vorliegt.

Die Eckpunkte hat Jansen schon zu Papier gebracht. Demnach soll das Land in den nächsten Jahren vier Millionen Euro einzahlen. Dieselbe Summe erhofft er sich von Privatleuten. "Ich weiß aus Gesprächen, dass viele zu einer Spende bereit sind." Namen will Jansen noch nicht nennen. Klar ist, dass zahlreiche Prominente sich auf der "Insel der Schönen und Reichen" eine schmucke Immobilie zugelegt haben, etwa im Edeldorf Kampen. Dort sind 640 Einwohner und doppelt so viele Besitzer von Zweitwohnungen gemeldet.

"Wir müssen heute eine Stiftung gründen, damit wir morgen mit den Folgen der Klimaveränderung fertig werden können", wirbt Jansen. Rückendeckung erhält er vom Alfred-Wegener-Institut, das auf der Insel eine Forschungsstation unterhält. "Aufgrund des Klimawandels wird der Meeresspiegel steigen", erklärt Geologe Christian Hass. Sylt treffe das besonders. "Die Insel ist der größten Wellenbrecher vor der Küste und ist von der Struk-tur her ein Sandhaufen mit drei Geestkernen." Die Nordsee werde die Kerne bei Kampen, Morsum und Westerland vermutlich irgendwann einmal freispülen. "Das ist der natürliche Lauf der Dinge." Ein Kieler Geologe hatte vor zwei Jahren bereits eine Prognose vorgelegt, nach der Sylt bis 3000 nahezu komplett verschwunden sein könnte. Der Untergang der Insel lässt sich aber deutlich hinauszögern. "Sandaufspülungen sind derzeit das beste Mittel", weiß Hass.

Was die Brandung im Winterhalbjahr an der Westseite Sylts wegspült, wird im nächsten Sommer nahezu vollständig wieder aufgeschüttet. Seit 1972 wurde die Insel so mit 35,5 Millionen Ku-bikmeter Sand verstärkt. Seit-dem schrumpft Sylt langsamer - im Jahresmittel geht ein Meter Strand verloren.

In diesem Jahr könnten es deutlich mehr sein. Der 2006 aufgespülte Sand, stolze 1,2 Millio-nen Kubikmeter, ist nach dem wochenlangen Dauersturm vielerorts fast abgeräumt. Besonders groß seien die Schäden bei Hörnum und vor Rantum, berichtet Jansen. Betroffen seien auch Strandabschnitte vor List, Kampen und Westerland. Damit zeichnet sich ab, dass die für 2007 genehmigte Aufspülung von 800 000 Kubikmeter Sand nicht reicht. Mehr als die veranschlagten 3,3 Millionen Euro wollen Land und Bund in diesem Jahr aber bisher nicht herausrücken.

"Unser Sanddepot ist fast aufgebraucht", klagt Hörnums Bürgermeister Rolf Speth. Zur Jahreswende demonstrierten 300 Hörnumer mit einem Fackelzug dafür, nicht nur die Küste vor den Orten, sondern auch die Südspitze zu schützen. Sie sei an einer Stelle nur noch 20 Meter breit, mahnt Speth. "Vor 40 Jahren waren es 200 Meter."