Thomas Janoschka (30) sitzt im Reisebus. Er ist erschöpft, gibt sich aber kämpferisch. Der Sonntag war anstrengend und lang. Auf der G-8-Aktionskonferenz in einer Rostocker Turnhalle hat er zusammen mit etwa 400 G-8-Gegnern das ganze Wochenende über die Ungerechtigkeiten dieser Welt diskutiert. Jetzt macht er sich noch mit Gleichgesinnten auf den beschwerlichen Weg von Rostock nach Gorleben zu den Castor-Protesten. Wobei er nicht einmal weiß, ob es ein Durchkommen durch die Polizeiabsperrungen gibt. Warum tut sich der stämmige Mann diese Strapazen an? "Man muss einen sofortigen Atomausstieg deutlich fordern. Und zwar weltweit und ohne Verzögerung!", betont er. Thomas aus Bernau, einer Kleinstadt vor den Toren Berlins, ragt heraus aus der zehnköpfigen Bus-Truppe. Der Aktivist im grünen Seemanns-Pulli und der grauen, bis zu den Hüften hängenden Jacke arbeitet normalerweise als Trainer für gewaltfreies Handeln. Er ist vermutlich der Castor-Gegner mit der größten Erfahrung an Bord, hat er doch schon mehrfach mitprotestiert. Die Stimmung im Bus ist gelöst. Man lacht, tauscht sich aus über die Erfahrungen vergangener Jahre. Die blonde Rieke aus Berlin schwärmt von der Clown-Armee: "Man schminkt sich, spielt eine Rolle und ärgert die Polizisten, aber auf friedlichem Wege." Thomas erwacht aus seinem Nickerchen, macht Ansagen per Mikro über den neuesten Aufenthaltsort des Castor-Zuges: "Der is jetzt zehn Minuten vor Dannenberg ungefähr, heißt es." Was verbindet die Globalisierungs- mit den Castor-Gegnern? Thomas überlegt kurz, kratzt sich am Hinterkopf: "Die im Wendland wollen doch gar kein Zwischenlager und werden einfach übergangen. Die G-8-Regierungschefs berücksichtigen ebenso wenig die Interessen der Menschen. Und wir wollen auch keinen G-8-Gipfel." Der Bus hat Breese kurz vor Dannenberg erreicht. Zunächst ist der Übergang gesperrt, ein Durchkommen unmöglich. Es dauert eine Stunde, bis die Polizei den Weg wieder öffnet. Thomas verschwindet auf der Esso-Wiese, dem Treffpunkt der Gegner, um die Blockierer zu unterstützen - und zu lernen. Denn mit groß angelegten Blockaden wollen die G-8-Gegner im Juni 2007 den Gipfel in Heiligendamm stören.