Einer der 13 geretteten Seemänner erlag im Krankenhaus seinen Verletzungen. Suche nach vermisstem Besatzungsmitglied eingestellt.

Hamburg. Beim Untergang des schwedischen Frachters "Finnbirch" in der Ostsee sind zwei der 14 Seeleute ums Leben gekommen. Nach der hochdramatischen Rettungsaktion bei acht bis zehn Meter hohen Wellen in der Nacht zum Donnerstag bezeichneten Behörden- und Reedereisprecher die Ursache für die Totalhavarie des 155 Meter langen Schiffes gestern als "mysteriös". Die Suche nach dem letzten noch vermissten Besatzungsmitglied wurde inzwischen eingestellt. Einer der 13 geretteten Seemänner erlag im Krankenhaus seinen Verletzungen.

Rettungskräfte berichteten im schwedischen Rundfunk von extremen Wetterbedingungen mit orkanartigem Sturm, Kälte und Schneefall. Die Geretteten seien stark unterkühlt und unter schwerem Schock in die Hubschrauber geholt worden. "Ich habe so etwas noch nie erlebt", sagte Lebensretter Johan Lindgren.

Die beteiligten Hubschrauberbesatzungen hatten die Bergung der auf der gekenterten "Finnbirch" ausharrenden Seeleute zunächst als zu riskant abgelehnt. Die zehn philippinischen und vier schwedischen Besatzungsmitglieder mussten deshalb stundenlang auf ihre Rettung warten. Erst als die Seeleute beim Untergang des Frachters um 19.37 Uhr ins Wasser geschleudert wurden, begannen die Rettungsmannschaften mit der Bergung aus der Luft. Nach der Havarie ist aus dem in 70 Meter Tiefe liegenden Wrack ein Teil der 260 Tonnen Schweröl ausgelaufen.

In Norddeutschland sorgten Sturmböen mit Spitzengeschwindigkeiten von 100 Kilometern pro Stunde auch in der Nacht zum Donnerstag für überflutete Straßen und umgeknickte Bäume. In Heiligenhafen (Kreis Ostholstein) wurde die Innenstadt überschwemmt. Vier Stunden lang fiel der Strom aus. Einzelne Boote im Hafen lösten sich aus ihren Verankerungen. Auch in Lübeck und Flensburg standen mehrere Straßen unter Wasser.

Auf der Ostsee-Insel Fehmarn wurden 14 Mitarbeiter des Nabu-Wasservogelreservats in Sicherheit gebracht. "Das Naturschutzgebiet liegt ungefähr einen halben Meter unter dem Meeresspiegel", sagte der Sprecher des Naturschutzbundes, Malte Siegert. Große Teile des Deichs brachen weg.

Mecklenburg-Vorpommern blieb, abgesehen von einzelnen Überflutungen in Wismar und Greifswald und umgeknickten Bäumen, nach Polizeiangaben weitgehend von Sturmschäden verschont.

Während der schweren Sturmflut am Mittwoch hatten Experten des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrografie (BSH) in der Nordsee Rekord-Wellen gemessen. Im Seegebiet 40 Kilometer nördlich der ostfriesischen Insel Borkum hatten die Wellen eine durchschnittliche Höhe von zehn Metern, einzelne Wellen erreichten sogar bis zu 17 Meter. "Das ist der höchste Seegang, den das BSH in seiner Geschichte bisher beobachtet hat", sagte eine Sprecherin. Das Bundesamt registriert die Wellenhöhen seit 1981. Seit Mitte der 90er-Jahre würden dabei in der Nordsee immer häufiger Wellen von zehn Metern gemessen.

Am Wochenende soll es milder werden, doch voraussichtlich wird es erneut stürmisch.