Wer mit Sodbrennen zum Norderstedter Internisten Dr. Thomas Schalk kommt und sich prophylaktisch mal den Magen spiegeln lassen möchte, der bekommt...

Norderstedt. Wer mit Sodbrennen zum Norderstedter Internisten Dr. Thomas Schalk kommt und sich prophylaktisch mal den Magen spiegeln lassen möchte, der bekommt in diesen Tagen von dem Mediziner ein Schreiben in die Hand gedrückt: "Geschenk-Gutschein für eine Magenspiegelung" steht da drauf. Schalk verschenkt seine ärztliche Leistung. Weil er sowieso kaum mehr Geld dafür bekommt.

Der Patient kann sich allerdings erst kostenlos durchleuchten lassen, wenn er eine Protestnote unterschreibt, die dem Gutschein angefügt ist. Mit seiner Unterschrift beschwert sich der Magengespiegelte bei der Schleswig-Holsteinischen Gesundheitsministerin Gitta Trauernicht über die Nichtbezahlung seines Arztes. Schon 70 Patienten haben ihre Unterschrift unter die Note gesetzt. Und Dr. Schalk hat die Schreiben nicht nur Gitta Trauernicht, sondern auch sämtlichen Bundestagsabgeordneten des Kreises Segeberg geschickt. In der Hauptstadt soll die Gratis-Magenspiegelung in informierten Kreisen bereits Flurgespräch sein.

Schalk macht eine einfache Rechnung auf. Seit Jahresbeginn habe er 220 Patienten in seiner Praxis an der Berliner Allee den Magen gespiegelt. Nach dem neuen Honorarsystem habe er dafür eine Vergütung pro Gastroskopie von 82,60 Euro, insgesamt also von 18 172 Euro zu erwarten. Für Patientenbesuche, Betreuungspauschalen, Ultraschalluntersuchungen und Laborleistungen kämen bisher 10 358 Euro an Vergütungen hinzu. "Die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig Holstein hat mir im Dezember 2008 aber ein ,Regelleistungsvolumen' für das erste Quartal 2009 von 27 660,37 Euro mitgeteilt. Das habe ich bis zum 4. März komplett verbraucht", sagt der Arzt.

Für jede Leistung, die er in diesem Quartal noch erbringt, wird er nur noch einen Bruchteil der Vergütung bekommen. Für eine Magenspiegelung etwa noch 2,50 Euro. Doch Schalk kann und will das Magenspiegeln nicht sein lassen. Die Terminliste ist voll bis Juni. Und seine Kollegen überweisen neue Patienten. Schalk: "Wenn das System nicht nachgebessert wird, ist dies der Anfang vom Ende der wohnortnahen, unabhängigen, ambulanten, fachärztlichen Versorgung."