Der bundesweit erstmalige Einsatz von Hunden bei der Resozialisierung von Strafgefangenen beruht auf den positiven Erfahrungen eines ähnlichen Projekts in den USA ­ und nicht zuletzt auf dem Kinofilm „Underdogs“ (2008). Der Regisseur des Streifens und bekennende Hunde-Fan Jan Hinrik Drevs sprach mit der Deutschen Presse-Agentur dpa über die Ursprünge, Entwicklung und Perspektiven des Projekts:

Bützow. dpa: Im US-Bundesstaat New York helfen Hunde Häftlingen seit Jahren bei der Neuentdeckung verlorenen geglaubten Verantwortungsbewusstseins. Wie sind Sie als deutscher Filmschaffender auf den Hund gekommen?

Drevs: "Bei einem Amerika-Besuch habe ich gesehen, wie Strafgefangene Hunde zu Blindenhunden ausbilden. Das hat mich emotional berührt, die Mensch-Hund-Beziehung hat mich gefangen genommen. Aber auch die Häftlinge, die ich während meines Dokumentarfilm-Projekts zu dem Thema kennenlernte, waren beeindruckend. Da gab es Leute, die schwere Verbrechen begangen hatten, aber eine unglaubliche Liebe gegenüber Tieren an den Tag legten. Zurück in Deutschland, merkte ich, dass mir dieses Erlebnis noch nachging. So kam die Frage auf: Wie lässt sich so etwas hier an den Start bringen? Ich bin kein Sozialarbeiter, also musste ich nach einem Ansatz auf der künstlerischen Ebene suchen."

dpa: Warum sind Sie dabei ausgerechnet auf Bützow als Drehort gestoßen?

Drevs: "Als das Buch fertig und die Produktionsfirma mit im Boot war, schauten wir uns nach einem passenden Knast um. Das Bützower Gefängnis bot optimale visuelle Bedingungen, verbunden mit einem interessanten Vollzugs-Management. Schon bei den Recherchen tauchte dann die Frage auf, warum das nicht auch im realen JVA-Leben klappen sollte. Gefangene haben hier genauso wie in den USA das Bedürfnis nach Gefühlen und Nähe. Unsere Gespräche ergaben, dass viele Vollzugsbeamte gleichermaßen interessiert waren, das auszuprobieren."

dpa: Hat diese Aufgeschlossenheit Sie gewundert? Der Gefängnisalltag gilt meist ja als dunkle Halbwelt, in der Sentimentalität wenig Platz hat.

Drevs: "Ganz im Gegenteil: Ich ging davon aus, dass das Interesse der Institution Strafvollzug an einer Öffnung groß sein muss. Dies hat sich auch bestätigt. In Bützow jedenfalls ist die Bereitschaft, etwas für das Miteinander der Gefangenen zu tun, sehr ausgeprägt. Der Film- Dreh war schon ein soziales Projekt an sich ­ Häftlinge waren nicht nur Statisten, sie haben auch Teile der Bauten aufgestellt. Am Ende profitieren alle: Die Hunde bekommen mehr Aufmerksamkeit als in den meisten Familien, die Gefangenen bekommen einen neuen Zugang zur eigenen Gefühlswelt. Die Gefühlskälte des Knasts wird aufgebrochen. Ich hoffe, dass es noch mehrere Projekte dieser Art geben wird."