Beinahe jeder siebte Neuntklässler in Deutschland verbringt mehr als 4,5 Stunden am Tag mit Computerspielen. Drei Prozent der Jungen gelten...

Hannover. Beinahe jeder siebte Neuntklässler in Deutschland verbringt mehr als 4,5 Stunden am Tag mit Computerspielen. Drei Prozent der Jungen gelten inzwischen als süchtig, bei den Mädchen sind es nur 0,3 Prozent. Gestützt auf Zahlen einer entsprechenden großflächigen Untersuchung haben die niedersächsische Sozialministerin Mechthild Ross-Luttmann (CDU) und Prof. Christian Pfeiffer vom Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen gestern den Killerspielen den Kampf angesagt. Im Visier haben sie dabei vor allem das Onlinespiel "World of Warcraft". Die meist männlichen 15-jährigen Nutzer spielen es durchschnittlich bereits vier Stunden am Tag. Jeder Fünfte von ihnen gilt als abhängigkeitsgefährdet.

Deswegen soll die Altersfreigabe für dieses Spiel auf 18 Jahre hochgesetzt werden. Zudem soll es bei diesem wie auch anderen Killerspielen künftig Testkäufe der Ordnungsbehörden mit Jugendlichen geben. Bei Verstößen werden anschließend Bußgelder verhängt. Sozialministerin Ross-Luttmann zog ausdrücklich die inzwischen in Niedersachsen landesweit erfolgenden Alkohol-Testkäufe mit Kindern und Jugendlichen als Vorbild heran.

"Unfassbar" nennen es die Ministerin und der Kriminologe, dass im Internet immer noch ein Rapper-Video über einen Amoklauf an einer Schule existiert, das "wie eine Blaupause für das Blutbad von Winnenden wirkt".

Nötig sind nach ihrer Einschätzung wirksame internationale Verpflichtungen, um die Internetprovider dazu zu bringen, für solche Videos keine Plattform mehr zu bieten. Ähnlich wie bei der im Geschäft käuflichen Software für Spiele soll es auch online künftig eine Selbstkontrolle der Branche für zu brutale Spiele geben. Studien des Kriminologischen Forschungsinstituts belegen, dass bestimmte Spielemerkmale (wie virtuelle Belohnung) bereits bei Kindern im Grundschulalter zu Abhängigkeit am Computer führen können.