Vor 10.500 Fans hat Peter Maffay in Bad Segeberg zum Auftakt seiner neuen Tour gespielt - dort, wo sonst die Karl May Spiele aufgeführt werden.
Bad Segeberg. In der ausverkauften Freilichtbühne in Bad Segeberg laufen am Sonnabendabend keine Apachen durch die Arena. Stattdessen rockt Peter Maffay mit einem Sinfoniorchester im Schlepptau und begeistert mit seinen Hits mehr als 10 000 Fans.
Nach zweieinhalb Stunden haben die Fans noch immer nicht genug: Laute Sprechchöre bringen den Rocker wieder zurück auf die Bühne. „Ihr wollt noch nicht nach Hause?“ ruft er in die Menge, um dann mit „Halt dich an mir fest“ die Zuschauer ein letztes Mal zu begeistern. Bei seinem Konzert auf der Freilichtbühne am Kalkberg gab es auch ungewöhnliche Töne. Denn der Rocker wurde nicht nur von seiner Band begleitet: Ein Sinfoniorchester unter der Leitung von Hans-Ulrich Kolf lässt zu fast allen Songs Geigen, Bratsche oder auch Harfe erklingen.
Bereits zu Beginn sorgt Maffay mit den neuen Versionen seiner Hits „Sonne in der Nacht“, „Und es war Sommer“ und „Eiszeit“ dafür, dass das Publikum gar nicht bemerkt, dass die Sonne längst hinter den gewaltigen Bühnenkulissen der Karl May Spiele verschwunden ist. Der damit verbundene Temperaturabfall wird von den Fans mit Aufstehen und Tanzen ignoriert. Bei „Bis ans Ende der Welt“ stehen auch die letzten Reihen auf. Mit „Ewig“ kann dann das Orchester richtig auftrumpfen, denn nur von diesem begleitet singt der Rockstar die Ballade. Die ersten Tränen im Publikum fließen, Pärchen rücken näher zusammen.
Maffay hingegen lutscht zwischendurch ein Halsbonbon um seine Stimme nicht zu verlieren. Der 62-Jährige muss sich seine Kraft gut einteilen. Schließlich steht am Sonntag noch ein weiteres Konzert - ebenfalls ausverkauft – auf dem Programm. Und nach Bad Segeberg geht es weiter, bis Ende Juni quer durch Deutschland für 17 Konzerte seiner „Tattoos“-Tournee. Bereits am Mittwoch war Maffay begleitet von 200 Harley-Fahrern von Hamburg nach Bad Segeberg gefahren.
„Jetzt gehen wir mal ganz weit zurück“ kündigt Maffay zwischendurch an. „1970 – da waren die meisten von euch noch gar nicht geboren.“ Sofortiger Jubel enttarnt jedoch seine Schmeichelei. Denn seinen ersten Nummer 1-Hit „Du“ kennt hier jeder. Während Maffay spielt, laufen im Hintergrund Fotos aus seiner mittlerweile 41-jährigen Karriere auf der Leinwand. Die Bravo-Cover und Aufnahmen aus den Siebzigern lösen immer wieder ein Raunen in der Menge aus und geben Maffay Vorlagen für ein paar Scherze.
Neben weiteren Klassikern wie „Über sieben Brücken“ präsentiert der Sänger auch ein Stück seines neuen Albums, das im kommenden Herbst erscheint. Schließlich holt er zur ersten Zugabe „Ich wollte nie erwachsen sein“ In Bad Segeberg hatte Maffay bereits vor 30 Jahren sein erstes Open-Air-Konzert gegeben. „Hamburg und der Norden sind oft der Startschuss für uns. Es gibt da eine in den Jahren entstandene Affinität“, sagt Maffay nach dem Konzert. Nach all der Zeit hat er immer noch Lampenfieber vor den ersten Tour-Auftritten: „Ein Tourstart ist wie sich neu zu verlieben.“