Der Grund dafür sind Revisions- und Sanierungarbeiten. Eine Woche lang liefern jetzt nur noch vier der 17 deutschen Atommeiler Strom.
Essen. Am Sonnabendabend ist das Kernkraftwerk Emsland bei Lingen vom Netz genommen worden. Das berichtete ein Sprecher des Energiekonzerns RWE in Essen. Grund dafür sind planmäßige Revisionsarbeiten. Jetzt sind es nur noch vier deutsche Atommeiler, die für eine Woche Strom liefern: Die sieben ältesten AKW wurden im Zuge des Moratoriums abgeschaltet, der Pannenreaktor Krümmel steht ohnehin still, und in fünf AKW laufen Wartungsarbeiten.
Bei den Revisionsarbeiten im AKW Emsland werden nach Angaben von RWE 44 der insgesamt 193 Brennelemente gewechselt. Außerdem seien die Sanierung und der Austausch von Kühlwasserleitungen sowie Arbeiten an den Transformatoren geplant. Insgesamt stünden 820 Prüfungen auf dem Programm, bei denen beispielsweise die Funktion von Ventilen und Schaltern kontrolliert werde.
Trotz der Abschaltung eines Großteils der Atomkraftwerke ist nach Angaben der Bundesnetzagentur kein Zusammenbruch der Stromversorgung zu befürchten. Die Netzbetreiber seien darauf vorbereitet und steuerten gegen, sagte der Präsident der Agentur, Matthias Kurth, der „Passauer Neuen Presse“ (Samstag).
Nach der Abschaltung des Kernkraftwerks Emsland liefern nur noch Isar II und Gundremmingen C (Bayern), Brokdorf (Schleswig-Holstein) und Neckarwestheim II (Baden-Württemberg) Atomstrom. Da Gundremmingen B um den 26. Mai herum wieder ans Netz gehen soll, wird der bisher einmalige Engpass rund eine Woche andauern.
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Bundeskanzlerin Angela Merkel will sich schon bald auf einen konkretes Datum für einen Atomausstieg festlegen. „Die Menschen wollen einen bestimmten Endpunkt wissen“, sagte Merkel am Samstag nach einem Gespräch mit dem CSU-Vorstand im oberbayerischen Kloster Andechs. Das Ziel der CSU, das letzte Atomkraftwerk spätestens 2022 abzuschalten, sei ein „wesentlicher Beitrag“ in der Diskussion um die Energiewende in Deutschland, sagte Merkel. Ob sich die Bundesregierung auch auf 2022 festlege, sei noch nicht entschieden. Den Zeitrahmen, den die Schwesterpartei vorgegeben habe, sei aber aus ihrer Sicht richtig, sagte Merkel.
Die CSU hatte sich am Freitag auf einen Atomausstieg bis spätestens 2022 festgelegt. Parteichef Horst Seehofer, der sich mit der Entscheidung nach stundenlanger Debatte auch gegen Widerstand aus den eigenen Reihen durchsetzte, will mit der Festlegung auf einen konkreten Termin für den Atomausstieg den Startschuss für Milliardeninvestitionen in alternative Energien geben. Nach dem Willen der CSU sollen Erneuerbare Energien bis 2022 mindestens 50 Prozent des Stroms liefern, der Rest soll aus Gaskraftwerken stammen.
Der Bundeskanzelrin schlägt aber auch eine Welle der Kritik entgegen. „Intern brodelt es gewaltig“, sagte das CDU-Vorstandsmitglied Josef Schlarmann mit Hinweis auf die Kredithilfen für Euro-Krisenländer. „Die Bundeskanzlerin darf sich mit ihrer Führung nicht in Berlin einbunkern.“
Er befürchte, „dass die politische Führung die Sorgen der Menschen falsch einschätzt“, sagte der Vorsitzende der CDU/CSU-Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung dem Nachrichtenmagazin „Focus“. „Viele Leistungsträger haben ein gutes Gespür dafür, dass einige Grundsatzentscheidungen in die falsche Richtung gehen.“
Als schweren Fehler bezeichnete Schlarmann den Einstieg in die Transferunion in Europa. „Hessen haftet auch nicht für die Schulden des Saarlandes“, sagte er. „In der Eurozone sollen wir aber den Bundeshaushalt für Länder riskieren, die definitiv überschuldet sind. Das kann nicht gut gehen.“
Merkels Politik des Atomausstiegs sei überstürzt. „An die Stelle der Atomkraft treten Braunkohlekraftwerke, Atomstrom aus Nachbarländern sowie Gas aus Russland.“ Energie würde damit teurer, weniger umweltfreundlich und unsicherer.
SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier warf Merkel mangelnden Einsatz für einen deutschen Kandidaten für den IWF-Chefposten vorgeworfen. Die CDU-Vorsitzende sei mit ihrer Personalpolitik in Europa „komplett gescheitert“, sagte Steinmeier zu „Spiegel Online“. Deutschland stehe in den internationalen Gremien so schlecht da wie selten zuvor.