Schon wieder wurden bei Kindern drogenabhängiger Eltern Rückstände von Kokain, Heroin oder Methadon gefunden. Die Ursache ist unklar.

Bremen. Geben drogensüchtige Eltern in Bremen ihren Kindern absichtlich Rauschgift? Bei 28 Haarproben wurden nun in 23 in unterschiedlicher Konzentration erneut Drogen nachgewiesen. Die Politik sieht Handlungsbedarf und Auswirkungen auf den Kinderschutz in Deutschland.

Bei einer Reihenuntersuchung von Kindern drogenabhängiger Eltern sind in Bremen in 23 von 28 Haarproben erneut Rückstände von Rauschgift entdeckt worden. Von niedrigen bis zu hohen Konzentrationen seien Cannabis, Kokain, Amphetamine, Heroin oder auch Methadon bei den ein bis drei Jahre alten Kindern von Eltern in Substitutionsprogrammen festgestellt worden, teilte Sozialsenatorin Ingelore Rosenkötter (SPD) am Dienstag mit. Die Ergebnisse sagen nach Angaben des Leiters der Untersuchung, Prof. Fritz Pragst von der Berliner Charité, nichts darüber aus, ob die Drogen den Kindern gegeben wurden oder auf anderem Wege ins Haar kamen.

Die neuen Untersuchungen wurden verdachtsunabhängig gemacht. Zuvor waren bereits bei 14 Kindern Haaranalysen positiv ausgefallen. Daraufhin gab es einen Aufschrei in der Hansestadt, in der der Tod des kleinen Kevin 2006 ein Trauma ausgelöst hatte. Die Leiche des Jungen wurde im Kühlschrank seines drogenabhängigen Ziehvaters gefunden. In den jüngsten Ergebnissen sehen die verantwortlichen Politiker auch Auswirkungen auf den Kinderschutz in ganz Deutschland. „Die Ergebnisse werden andere nicht ignorieren können“, sagte Staatsrat Joachim Schuster über die verdachtsunabhängige Kontrolle.

Pragst zufolge wurde bei den Haarproben in fünf Fällen Cannabis nachgewiesen, in zehn Fällen in geringer Konzentration harte Drogen wie Kokain und in einem Fall die Ersatzdroge Methadon. In sieben Fällen habe es bedenkliche Ergebnisse gegeben, bei denen teilweise eine bewusste Weitergabe der Drogen an die Kinder wahrscheinlich sei. Letztlich könne sich dies aber mit einer Haarprobe nicht nachweisen lassen. Die Rauschgiftspuren könnten auch über Rauch, Schweiß oder Staub entstanden sein.

„Wir werden jedem Einzelfall nachgehen“, sagte Rosenkötter zu den Konsequenzen der neuen Ergebnisse. Als nächstes solle es nun Haarproben bei den vier bis sechs Jahre alten Kindern von Eltern in Substitutionsprogrammen geben. Künftig sollen viertel- oder halbjährig Haarproben genommen werden. In Bremen leben derzeit nach Angaben des Sozialressorts 150 Kinder, deren Eltern in einem Methadon-Programm sind. 50 seien aus den Familien rausgenommen worden. Dies werde nun auch bei den Fällen der neuen Untersuchung geprüft, sei allerdings das letzte Mittel. „Es wird über Substitution und Beigebrauch geredet werden müssen“, sagte Rosenkötter.

Das weitere Vorgehen werde nun mit den zuständigen Sozialarbeitern und auch zum Beispiel mit Ärzten abgestimmt. Notfalls müsse auch über neue gesetzliche Richtlinien nachgedacht werden. „Wir können nicht einfach sagen das und das wurde gefunden, raus mit dem Kind“, sagte Schuster. Zu den jüngsten Untersuchungen meinte er: „Man hätte sich deutlich schlimmere Ergebnisse im Sinne des Kinderschutzes vorstellen können.“ Gleichzeitig könne man dieses Ergebnis nicht auf sich beruhen lassen. (dpa)