Norden (dpa/lni). Im zurückliegenden Winterhalbjahr haben mehr Sturmfluten die Küste getroffen als in der Saison zuvor. Schwankungen bei der Häufigkeit von Sturmfluten sind aber nicht ungewöhnlich, sagen Experten.
Die zurückliegende Sturmflutsaison ist an der niedersächsischen Nordseeküste nach Angaben von Küstenschützern turbulenter verlaufen als zuvor. Unter dem Strich sei das Sturmflutgeschehen im Winterhalbjahr aber nicht außergewöhnlich gewesen, teilte der Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) in Norden (Landkreis Aurich) auf Anfrage mit.
Wie aus Daten des Sturmflutwarndienstes hervorgeht, trafen zwischen Oktober und März mindestens ein Dutzend leichte sowie eine schwere Sturmflut die Ostfriesischen Inseln und die Küste.
Die vorherige Sturmflutsaison 2022/2023 war mit insgesamt sechs leichten Sturmfluten ruhiger verlaufen. „Die Sturmflutaktivität zeigt generell eine hohe Variabilität und so gibt es Jahre mit sehr wenigen Sturmfluten, aber auch Jahre mit deutlich mehr, und somit war die vergangene Saison nicht ungewöhnlich“, teilten die NLWKN-Experten mit.
Leichte Sturmfluten gibt es der NLWKN-Statistik zufolge an der niedersächsischen Küste im langjährigen Schnitt bis zu zehn Mal im Jahr, zu einer schweren Sturmflut kommt es einmal in zwei Jahren. Eine sehr schwere Sturmflut tritt statistisch gesehen einmal in 20 Jahren ein.
Um Sturmfluten zu kategorisieren, nutzt die Landesbehörde eine andere Definition als etwa das Bundesamt für Schifffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg. Der NLWKN zieht dafür eine Norm zur statistischen langjährigen Eintrittshäufigkeit von Sturmfluten an verschiedenen Pegeln heran. Für jeden Pegel gelten eigene Sturmflutmarken. Die Bundesbehörde BSH dagegen spricht von einer Sturmflut in der Nordsee, wenn das Hochwasser mindestens 1,5 Meter höher als normal aufläuft. Von einer schweren oder sehr schweren Sturmflut wird ab Werten von 2,5 beziehungsweise 3,5 Meter gesprochen.
Nach der NLWKN-Statistik kam es im zurückliegenden Winterhalbjahr nach einer vorläufigen Auswertung am Pegel auf Norderney zu insgesamt 12 Sturmfluten. In Cuxhaven wurden 13 Sturmfluten registriert und in Emden 15. Zu einer schweren Sturmflut kam es am 22. Dezember infolge des Sturmtiefs „Zoltan“. Auf einigen Inseln wurde zum Teil viel Sand weggespült. Der Küstenschutz kündigte deshalb kürzlich bereits an, in diesem Sommer etwa auf Langeoog und Wangerooge Sand wieder aufzuschütten, um Dünen zu schützen.
Die Schwankungen bei der Sturmfluthäufigkeit in den vergangenen Jahren passen laut den Küstenschützern in das langjährige Bild. „Bisher ist keine Zunahme der Sturmflutaktivität zu erkennen, wenn nur der durch Stürme verursachte Teil der Wasserstände betrachtet und der Anstieg des Meeresspiegels herausgerechnet wird“, teilte die Behörde mit.
Der Pegel Norderney etwa, an dem seit mehr als 100 Jahren der Wasserstand erfasst werde, zeichne diese Schwankungen ohne klare Tendenz nach, teilte der Landesbetrieb mit. Während dort in den 1950er und 1960er Jahren relativ wenige Sturmfluten gemessen wurden, waren es in den 1970er bis 1990er Jahren dafür umso mehr. Auch die vergangenen Jahre zeigten eine solche große Schwankungsbreite in der Häufigkeit. 2021 und 2023 gab es den Daten zufolge nur wenige leichte Sturmfluten, 2022 dagegen sehr viele.