Hannover (dpa/lni). Noch im Sommer hatte sich die Stimmung in Niedersachsens Wirtschaft etwas aufgehellt. Doch damit ist es jetzt schon wieder vorbei. Das Konjunkturklima ist so schlecht wie seit dem Corona-Ausbruch nicht mehr.
Trotz nachlassender Inflation wachsen die Sorgen in Niedersachsens Wirtschaft. Nach einer kurzen Aufhellung im Sommer habe sich das Konjunkturklima wieder deutlich eingetrübt, erklärte die Industrie- und Handelskammer Niedersachsen (IHKN) am Freitag in Hannover. Das ist das Ergebnis einer Konjunkturumfrage, für die die IHK Antworten von gut 1800 Unternehmen in den vergangenen Wochen auswertete.
Das Land stehe vor einem „trüben Konjunkturherbst“, so die Kammer. Erstmals seit dem Corona-Ausbruch 2020 überwogen bei der Umfrage wieder diejenigen Unternehmen, die von einer schlechten Geschäftslage berichteten. Während nur noch 20 Prozent die aktuelle Lage als gut einschätzten, sprachen 26 Prozent von einer schlechten Lage. Und fast jedes zweite Unternehmen geht davon aus, dass sich die Situation weiter verschlechtert, während nur noch sieben Prozent mit Besserung rechnen.
„Die Unternehmen in Niedersachsen erhalten weniger Aufträge, Investitionen, Exporte und Konsum bleiben schwach“, sagte Maike Bielfeldt, Hauptgeschäftsführerin der IHK Niedersachsen. „Gleichzeitig häufen sich die offenen Baustellen der Wirtschaftspolitik. Energiepreise, Arbeitskräftemangel, Bürokratie und Arbeitskosten machen den Unternehmen schwer zu schaffen.“ Und Besserung sei nicht in Sicht. „In allen Branchen sind die Aussichten derzeit unsicher. Wachstum ist nicht erkennbar, weil weder vom Konsum noch von den Investitionen Impulse ausgehen“, so Bielfeldt.
Vor allem die Industrie leide zunehmend unter einem schwachen Neugeschäft. Fast jedes zweite Unternehmen berichtete über sinkende Auftragseingänge, nur noch jedes achte über steigende Bestellungen. In der Bauwirtschaft sei die Lage aufgrund des Auftragspolsters aus den Vorjahren noch besser. Angesichts steigender Zinsen würden aber auch im Hochbau die Neuaufträge knapp.
Als größtes Risiko sehen die Unternehmen inzwischen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, die von 63 Prozent der Befragten moniert wurden, gefolgt vom Fachkräftemangel und der schwachen Inlandsnachfrage. Die Energie- und Rohstoffpreise, die vor einem Jahr noch das dominierende Thema waren, haben für viele dagegen ihren Schrecken verloren. Vor einem Jahr hatten 86 Prozent der Unternehmen hier das größte Problem gesehen, jetzt waren es noch 59 Prozent.
Bei der vorherigen Umfrage vor drei Monaten hatten sich die Unternehmen noch deutlich zufriedener mit der aktuellen Lage gezeigt. Erstmals seit einem Jahr hatte sich die Stimmung sogar etwas gebessert. Beim Blick in die Zukunft hatte aber schon damals die Skepsis überwogen.