Schneverdingen. Die Lüneburger Heide ist eines der beliebtesten Touristenziele in Niedersachsen. Eine Kutschfahrt durch die Landschaft gehörte für Gäste früher einfach dazu. Das hat sich geändert.
In der Lüneburger Heide sind die Unterkünfte zur Heideblüte ausgebucht - es ist der Höhepunkt der touristischen Saison. Die Nachfrage nach Kutschfahrten ist aber in den vergangenen Jahren drastisch zurückgegangen. „Früher gehörte zum Urlaub ein Ausflug mit der Kutsche dazu. Die jungen Leute kommen mit ihren Kindern wegen der Freizeitparks und buchen eine Kutschfahrt nur nebenbei, wenn noch Zeit ist“, erzählt Steffen Meyer, der mit seinem Vater Klaus mit 16 Gespannen den größten Betrieb in der Region hat. Es waren einmal 27.
„Der Juli war so tot. Im letzten Jahr war es zu heiß, jetzt zu nass“, berichtet der Unternehmer. Inzwischen sei die Saison auf vier Wochen zusammengeschrumpft. Dabei biete man ganzjährig Ausfahrten an, auch im Winter sei die Heide attraktiv.
Ohne den Handel von Zubehör für Kutschen und Herdenschutzzäunen für Pferde und Rinder würde sich das kleine Unternehmen nicht mehr rechnen. Der Senior bietet zudem Zahnpflege für Pferde an. „Einmal im Jahr sollte ein Pferd zur Zahnpflege kommen“, erklärt Steffen Meyer. Die Zähne hätten scharfe Kanten, was Schmerzen verursache und die Tiere schlechter fressen lasse.
Auch am Nachwuchs auf dem Kutschbock fehle es. „Privat bilden wir viele aus, aber das ist dann für das eigene Pferd, gewerblich weniger“, berichtet Steffen Meyer. Die meisten, die es professionell betreiben würden, kämen aus Cuxhaven von den Wattwagenfahrten.
Margret Hedder von der Bispingen Touristik bestätigt die Veränderung. „In der Gemeinde Bispingen gibt es noch drei Kutschbetriebe, die hatte früher jedes Dorf“, sagt sie. An den touristischen Parkplätzen in Nieder- und Oberhaverbeck stünden fünf bis sechs Kutscher, für die die Busgesellschaften ein verlässliches Standbein seien. Nur das spontane Mitfahren sei oft nicht mehr möglich.
Saisonmitarbeiter für ein Vierteljahr mit Kutscherführerschein zu bekommen, sei zudem schwierig. Dennoch seien die Fahrten in den traditionellen Gefährten wichtig: Manche könnten weder zu Fuß noch mit dem Fahrrad im Naturschutzgebiet ins beliebte autofreie Heidedorf Wilsede kommen.
Die Lüneburger Heide ist eine fast 7000 Quadratkilometer große hügelige Landschaft zwischen Harburg und Celle, Rotenburg und Uelzen. Große Flächen sind mit Heidepflanzen bewachsen. Heidschnucken fressen die Schösslinge von Birken und anderen Bäumen ab. So verhindert die einheimische Schafart, dass Wald die Heide überwuchert.