Hannover (dpa/lni). Co-Working-Spaces - also Orte, an denen Menschen verschiedener Unternehmen gemeinschaftlich arbeiten - boomen. Sie sind unter anderem für Start-ups interessant und meist in größeren Städten zu finden. Doch auch in kleineren Städten werden sie populärer.
In immer mehr kleineren Städten in Niedersachsen entstehen sogenannte Co-Working-Spaces. Dabei handelt es sich um gemeinschaftlich genutzte Büroflächen, die Arbeitnehmer oder verschiedene Unternehmen anmieten können. „Das Thema Co-Working-Spaces spielt nicht mehr nur in größeren Ballungsgebieten eine Rolle, sondern gewinnt zunehmend auch für ländliche Räume an Bedeutung“, heißt es etwa von Seiten des Niedersächsischen Städte- und Gemeindebundes (NSGB).
In dem Bundesland gibt es etwa in Emden, Lingen im Emsland, Seesen im Harz oder in Soltau in der Lüneburger Heide derartige Angebote. Konkrete aktuelle Zahlen zur Entwicklung der gemeinschaftlichen Büro-Angebote gibt es für Niedersachsen nicht. Die Nachfrage hänge unter anderem mit Erfahrungen aus der Corona-Pandemie zusammen. Menschen hätten gemerkt, „dass das Leben auf dem Land eine hohe Lebensqualität hat und Arbeiten aus dem Homeoffice zunehmend ermöglicht wurde“, sagte ein NSGB-Sprecher. Dennoch würden nicht alle Menschen den ganzen Tag in den eigenen vier Wänden verbringen wollen - hier setzen die Co-Working-Räumlichkeiten an.
Der Bundesverband Coworking Spaces Deutschland (BVCS) verortet die Argumente für die Gemeinschaftsbüros bei den kürzeren Arbeitswegen. „Arbeitsplatz und Wohnort wachsen also näher zusammen, Pendelstrecken werden weniger, es wird viel Zeit und Stress gespart - und Emissionen für Fahrtstrecken“, sagte ein Sprecher.
Entscheidend für einen erfolgreichen Co-Working-Raum ist auch Sicht des Städte- und Gemeindebundes immer das örtliche Umfeld. Es brauche schlicht ausreichend Nutzerinnen und Nutzer oder Unternehmen, die die Räume für ihre Mitarbeiter buchen. Es gebe kein Konzept, das überall funktioniere, sagt auch der Sprecher des Verbandes. Es müssten stets lokale Gegebenheiten berücksichtigen werden. „Wichtig ist eine gesunde Mischung aus vertretbaren Miet- und Unterhaltungskosten sowie Einnahmen aus verschiedenen Quellen.“
Zudem können Co-Working-Arbeitsräume, die meist privat geführt werden, finanzielle Unterstützung erhalten. Das Land Niedersachsen fördert etwa über das Programm Zukunftsräume Niedersachsen auch Co-Working-Spaces im ländlichen Raum. Laut einer Studie aus dem April 2022 im Auftrag des Niedersächsischen Ministeriums für regionale Entwicklung könnten „nahezu alle Regionen Niedersachsens von Coworking-Angeboten profitieren“. So gebe es etwa auch auf den Inseln Entwicklungspotenziale. Darüber hinaus würden Orte zum Arbeiten auch die Attraktivität von Kommunen steigern, gab der BVCS-Sprecher zu bedenken.
Aus Sicht des Bundesverbandes sollen die ländlicheren Angebote vor allem Arbeitskräfte ansprechen, die für ihre Arbeit nicht in ein Unternehmensbüro wollen. Vor allem in größeren Städten spielen Co-Working-Spaces zudem aber auch eine Rolle bei Start-up-Gründungen. Ist das auf dem Land auch ein Thema?
Ja, meint ein Sprecher des Start-up-Verbandes. Co-Working-Räume würden Gründergeist vor Ort fördern. Das funktioniere unter anderem dort gut, wo es Hochschulen gebe und diese an- oder eingebunden würden, etwa in Braunschweig oder Osnabrück. In Göttingen wurde etwa im vergangenen Jahr mit der Life-Science-Factory eine Mischung aus Förderzentrum und Co-Working-Space gegründet, die sich explizit an junge Unternehmen aus dem Bereich der Biologie richtet. Auch Forschungsinstitute spielten eine Rolle.