Hannover (dpa/lni). Der Landesschülerrat mahnt den eklatanten Lehrermangel in Niedersachsen an. Für das neue Schuljahr wünscht sich die Vertretung, dass Lehrkräfte zudem besser beim Einsatz technischer Mittel geschult werden. Und die Künstliche Intelligenz sieht sie als Chance.
Der Landesschülerrat Niedersachsen hat zum Ende des Schuljahres von der Landesregierung ein umfassendes Paket zur Behebung des Lehrkräftemangels gefordert. „An den Gymnasien fehlt Personal in den MINT-Fächern, in allen anderen Schularten sogar in allen Fächern“, sagt der Vorsitzende des Gremiums, Malte Kern. Die niedersächsische Schülervertretung fordert, dass auch auf so verursachte Lernrückstände Rücksicht genommen werden muss. So sei das Abitur in diesem Jahr sehr flüssig gelaufen, im nächsten Schuljahr ohne Corona-Bonus könnte es Probleme geben, weil Anpassungen an Lernrückstände fehlen.
Die niedersächsische Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) rechnet damit, dass der Lehrkräftemangel im Land noch mindestens zehn Jahre anhalten werde. Besonders betroffen sind die ländlichen Gebiete, betonte der Verband Niedersächsischer Lehrkräfte (VNL). Dort konnten ausgeschriebene Stellen teilweise nur mit viel Glück zur Hälfte besetzt werden, deutlich weniger als die vom Kultusministerium verlautbarten knapp 75 Prozent, hieß es in einer Mitteilung am Mittwoch. „Die bereits jetzt bestehende schlechte Unterrichtsversorgung muss an vielen Schulen in Niedersachsen auch im neuen Schuljahr ab August fortgeschrieben werden, wenn nicht noch ein Wunder geschehen wird“, sagte der VNL-Landesvorsitzende Torsten Neumann.
Der Landesschülerrat wünscht sich zudem, dass die Schulen zukunftsfähiger gestaltet werden. „Nachdem die technischen Voraussetzungen nun da sind, fehlt oft das Knowhow bei den Lehrern“, sagt Kern. Wie kann die Technik pädagogisch sinnvoll eingesetzt werden? Da fehle es an Fortbildungen. Auch ginge es um Themen wie Desinformationen. „Schule könnte da entgegenwirken“, betont der Schülervertreter. Oftmals würden sich Neuigkeiten in Windeseile auf dem Schulhof verbreiten, ohne dass der Wahrheitsgehalt geprüft worden sei.
Die Künstliche Intelligenz (KI) sieht er als Chance: „Die KI kann für Lehrer eine gute Korrigierhilfe sein, für Schüler kann sie Lösungswege aufzeigen“. Es gelte, sie richtig einzusetzen wie in Fächern wie Mathematik. In gesellschaftspolitischen Fächern sei der Einsatz eher kritisch zu sehen. „Schule ist der Ort, Sach- und Werturteile auf begründeter Basis zu fällen“, meint Kern. Schüler dürften nicht vergessen, selbst zu denken.