Hannover. Innenministerin Behrens spricht von einer „ernsthaften Gefahr“. Landesweit gibt es immer mehr Straftaten mit Computerbezug. Beispiele sind Bilder von sexuellem Kindesmissbrauch sowie Betrug mit Online-Banking.
Die niedersächsische Polizei hat im vergangenen Jahr 12.197 Fälle von Cybercrime registriert. Dies bedeutet einen Anstieg der Internet-Kriminalität um 45 Prozent in den vergangenen fünf Jahren, wie aus dem am Mittwoch vorgestellten Lagebild Cybercrime hervorgeht. Das Ausmaß ist allerdings noch viel größer: Nach einer Studie des Landeskriminalamtes (LKA) Niedersachsen wurde nur knapp jede fünfte computerbezogene Straftat überhaupt angezeigt.
„Cybercrime ist zu einer ernsthaften Gefahr geworden, die uns alle betrifft“, betonte die niedersächsische Innenministerin Daniela Behrens (SPD), die das erste Lagebild zur Internet-Kriminalität gemeinsam mit Landespolizeipräsident Axel Brockmann vorstellte. Unter anderem gab es einen eklatanten Anstieg der Fallzahlen bei Angriffen auf das Online-Banking mit einer Schadenssumme von insgesamt 13,5 Millionen Euro, 3 Millionen mehr als im Vorjahr.
Beispielsweise erschien im Juni 2022 im Google-Ranking ganz oben die gefälschte Internetseite eines Geldinstituts. Kunden dieser Bank, die sich über die falsche Seite im Online-Banking anmelden wollten, gaben den Tätern unwissentlich ihre Daten preis. Dann wurde eine Störung auf der Seite vorgetäuscht und eine Kriminelle versuchte als vermeintliche Bank-Mitarbeiterin am Telefon, den Kunden die Push-TAN-Nummern zu entlocken.
Die niedersächsische Polizei verzeichnete 4702 Fälle von sogenannter Kinderpornografie, also Darstellung von sexueller Gewalt gegen unter 14-Jährige. Dies war ein Anstieg von etwa 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Hinzu kamen 786 Fälle von Jugendpornografie.
Die gestiegenen Zahlen haben nach Analyse der Experten damit zu tun, dass sowohl die Bevölkerung als auch Netzwerkbetreiber deutlich sensibler geworden seien gegenüber Kinder- und Jugendgefährdung. Dies führe Stück für Stück zu einer Reduzierung des unfassbaren Leids, dem viele Kinder immer noch täglich ausgesetzt seien, hieß es.
Bei den Ermittlungen würden in der Mehrheit der Fälle zahlreiche neue kinderpornografische Inhalte sichergestellt, die zumeist zu weiteren Tatverdächtigen führten, erläuterte Landespolizeipräsident Brockmann. Es sei sehr wichtig, Cybercrime-Taten nach ihrer Entdeckung auch anzuzeigen.
Cybersabotage, Cyberaktivismus, Cyberspionage und sogar Cyberterrorismus sind laut Behrens neue Gefahren. „Beliebte Ziele sind hierbei Betreiber von Einrichtungen, die zur kritischen Infrastruktur zählen, aber auch Landes- und Kommunalverwaltungen“, erläuterte die Ministerin. Notwendig sei eine enge Zusammenarbeit bei der Prävention: In diesem Prozess begleite die Polizei Behörden und Unternehmen. Alle Institutionen müssten im Kampf gegen Cybercrime noch stärker kooperieren, auch Wissenschaft und Zivilgesellschaft, betonte Behrens.