Berlin/Hannover (dpa/lno). Wenn es Zuhause immer schwieriger wird, ist der Umzug in ein Pflegeheim für alte Menschen oft der richtige Weg - und ein teurer. In Niedersachsen und Bremen haben die monatlichen Kosten innerhalb eines Jahres kräftig zugelegt.
Für Pflegebedürftige im Heim ist der Eigenbeitrag trotz neuer Entlastungszuschläge auch in Niedersachsen und Bremen deutlich gestiegen. Zum 1. Januar waren im ersten Jahr im Heim im Landesdurchschnitt in Niedersachsen 2193 Euro pro Monat aus eigener Tasche fällig, wie eine Auswertung des Verbandes der Ersatzkassen (vdek) ergab. Das waren 381 Euro mehr als am 1. Januar 2022. In Bremen waren es 2251 Euro und damit 136 mehr als ein Jahr zuvor.
Bundesweit müssen Pflegebedürftige im Schnitt 2411 Euro pro Monat aus eigener Tasche zuzahlen - 278 Euro mehr als Anfang 2022. Mit monatlich 2782 Euro am teuersten ist es den Angaben zufolge im Saarland, mit 1823 Euro am günstigsten in Sachsen-Anhalt. Hintergrund der Steigerungen sind nach Angaben des Ersatzkassenverbands vor allem höhere Kosten für Lebensmittel und Personal.
Die Entlastungszuschläge steigen mit längerem Heimaufenthalt und dämpfen die Kostenzuwächse dann jeweils stärker. Auch mit dem höchsten Zuschlag, den es ab dem vierten Jahr im Heim gibt, stieg die Zuzahlung in Niedersachsen im Jahresvergleich um 195 auf nun 1549 Euro pro Monat und im bundesweiten Schnitt um 130 auf 1671 Euro. An der Weser stieg der Betrag um 62 auf 1664 Euro.
In den Summen ist zum einen der Eigenanteil für die reine Pflege und Betreuung enthalten. Denn die Pflegeversicherung trägt - anders als die Krankenversicherung - nur einen Teil der Kosten. Für Heimbewohner kommen dann noch Kosten für Unterkunft, Verpflegung und auch für Investitionen in den Einrichtungen hinzu.
Seit Anfang 2022 gibt es neben den Zahlungen der Pflegekasse einen Entlastungszuschlag, der mit der Pflegedauer steigt. Der Eigenanteil nur für die reine Pflege sinkt so zwar prozentual, absolut steigt er aber dennoch. Im ersten Jahr im Heim sinkt der Eigenanteil prozentual um 5 Prozent, im zweiten um 25 Prozent, im dritten um 45 Prozent und ab dem vierten Jahr um 70 Prozent.
Jedoch stieg der Eigenanteil für die reine Pflege weiter - ohne Zuschläge bundesweit im Schnitt auf nun 1139 Euro nach 912 Euro Anfang 2022. Hintergrund sind auch höhere Personalkosten. Seit 1. September 2022 müssen Einrichtungen Pflegekräfte nach Tarifverträgen oder ähnlich bezahlen, um mit Pflegekassen abrechnen zu können.
„Es ist völlig richtig, Pflegekräfte fair und angemessen zu bezahlen“, sagte Hanno Kummer, Leiter der vdek-Landesvertretung Niedersachsen. „Die Politik muss aber auch dafür sorgen, dass der Aufenthalt im Pflegeheim nicht immer mehr Menschen in die Sozialhilfe treibt.“ Daher müsse es auf Bundesebene zu einer Pflegereform kommen.
„Auch Niedersachsen könnte Heimbewohner entlasten. Wir fordern, dass das Land die Investitionskosten übernimmt, so wie auch für die Krankenhäuser“, sagte Kummer. Damit sind die Kosten gemeint, die durch die Instandhaltung der Gebäude und für die Ausstattung entstehen. Sie betragen derzeit im Durchschnitt für jeden Heimbewohner in Niedersachsen 507 Euro pro Monat.
Die Chefin des Ersatzkassenverbands, Ulrike Elsner, forderte eine „Pflegereform in einem Guss“. Nötig sei ein Finanzkonzept mit fest verankerten und dynamisierten Steuerzuschüssen. Für die Auswertung wurden den Angaben zufolge Vergütungsvereinbarungen der Pflegekassen mit Heimen in allen Bundesländern ausgewertet. Die Daten beziehen sich auf Bewohner mit den Pflegegraden 2 bis 5.