Hannover (dpa/lni). Tierfutter, Lebensmittel-Stärke, Biogas - die Nutzung von Mais ist vielseitig, und Niedersachsen ist eine der großen Anbauregionen. In diesem Jahr bringt das über längere Strecken trockene Wetter aber oft nur maue Erträge. Auch die Energiekrise ist für die Bauern ein Thema.

Bei den niedersächsischen Maisbauern nehmen die Ernteeinbußen nach der Trockenheit im Sommer immer konkretere Gestalt an - die Biogas-Produktion soll aber voraussichtlich zunehmen. «Wir haben bisher ein Drittel weniger Mais. Und in manchen Gebieten, wo es nicht ausreichend geregnet hat, bis zur Hälfte weniger», sagte Landvolk-Pflanzenbauexperte Karl-Friedrich Meyer der Deutschen Presse-Agentur zum aktuellen Zwischenstand gegenüber den Mengen vor einem Jahr. Bereits zu Beginn der vielerorts vorgezogenen Maisernte Anfang September hatte es nach verminderten Erträgen ausgesehen.

Dieser Trend verfestige sich, so Meyer. «Die Pflanzen werden dieses Jahr zum Teil nur halb so groß wie sonst, teils haben sie gar keinen Kolben.» Es gebe regionale Unterschiede. «In Richtung Norden hatten wir meist ausreichend Niederschlag», sagte der Ausschusschef im Bauernverband. «Doch im südlichen Niedersachsen sehen wir erhebliche Mengenverluste. Es hängt, ähnlich wie bei Zuckerrüben, stark davon ab, wie viel Wasser da ist.» Wo normalerweise meterhohe Pflanzen stehen, wächst der Mais nun stellenweise bestenfalls auf Kniehöhe.

Die Ernte von Silomais, also kompletter grüner Pflanzen, sei in den meisten Gegenden inzwischen abgeschlossen, sagte Meyer. Wie lange es beim Körnermais jetzt noch weitergehe, sei ebenso wetterabhängig. «In der Regel läuft es bis in den November, diesmal wird das aber wohl etwas früher beendet sein.» Während die mangelnde Nässe vielen Pflanzen zu schaffen machte, setzte die Reife regional früher ein.

In Niedersachsen wird in diesem Jahr auf rund 600.000 Hektar Mais angebaut - fast so viel wie 2021. Nach Schätzungen des Deutschen Raiffeisenverbandes könnten bundesweit indes gut 15 Prozent weniger Körnermais von den Feldern geholt werden als zunächst erwartet.

Auch wenn die Gesamtmenge zurückgehe, sähen viele Bauern relativ gute Chancen für die Maisnutzung in der Stromproduktion, sagte Meyer. Das höhere Strompreisniveau infolge der Energiekrise führe zu höheren Erträgen etlicher Biogasanlagen. «Entscheidend ist, dass wir nun auch die Produktion erhöhen dürfen», meinte Meyer mit Blick auf die Energieknappheit und an die Politik gerichtet. «Das könnten wir ohne Not, und dieser Strom ist grundlastfähig, anders als die schwankenden Träger Wind und Sonne.» Die Landwirte wollten ihren Beitrag leisten.

Nach Einschätzung Meyers fallen im Betrieb von Biogasanlagen häufig nicht so deutliche Übergewinne an wie bei anderen Erzeugungsformen von Strom und Wärme. Der Landesverband Erneuerbare Energien (LEE) sieht «starre Grenzwerte» für die geplante Abschöpfung von weit über den Produktionskosten liegenden Gewinnspannen kritisch. Dies nehme schlimmstenfalls «jeden Anreiz zur flexiblen Stromerzeugung und verunsichert gleichzeitig in der Entscheidung zu den so wichtigen Investitionen in Erneuerbare», glaubt LEE-Chefin Silke Weyberg.

Laut Daten des zuständigen Fachverbands kamen im vorigen Jahr 26 neue Biogasanlagen in Niedersachsen hinzu, die allesamt vorwiegend mit Gülle laufen. Die installierte Leistung sämtlicher 1735 Anlagen im Land beträgt den Angaben zufolge inzwischen knapp 1,5 Gigawatt. Weyberg sagte: «Wir erkennen die angekündigten und teilweise beschlossenen bundespolitischen Maßnahmen zur Steigerung der Biogasproduktion an. Jetzt ist aber auch das Land ist gefordert, klare genehmigungsrechtliche Vorgaben für Biogasanlagen zu machen.»