Winsen/Luhe. Die Schachbrettblume wird wegen ihres besonderen Musters auch Star an der Seeve genannt. Im Naturschutzgebiet Untere Seeve-Niederung blühen die Pflanzen nur für kurze Zeit.

Mit einem ungewöhnlichen Muster blühen im Landkreis Harburg Blumen auf dem Junkernfeld in der Unteren Seeve-Niederung. Im Naturschutzgebiet zwischen Hörsten und Over fühlt sich die stark bedrohte Schachbrettblume besonders wohl. Auf einer 160 Hektar großen Wiesenfläche befindet sich das bundesweit größte Vorkommen dieser nur wenige Zentimeter großen Charakterblume. Bis zu 1,3 Millionen Blüten ziehen Naturliebhaber Ende April in ihren Bann. Der Star an der Seeve blüht nicht in jedem Jahr gleich intensiv und zur gleichen Zeit - und wenn es warm wird, ist es mit der Blütenpracht schon nach kurzer Zeit wieder vorbei.

Die Schachbrettblume gehört zur Familie der Kaiserkronen und erhielt ihren Namen nach der charakteristischen Färbung ihrer violetten und weißen Blüten. Das Wiesenareal ist zu Fuß erreichen, darf aber nicht betreten werden. Ein rund sechs Kilometer langer Rundweg führt um das Junkernfeld.

Der Name geht auf eine Legende zurück: Einem Edelmann soll seine Schachleidenschaft zum Verhängnis geworden sein. Weil er nur Augen für das Spiel hatte und seine Braut versetzte, verfluchte sie ihn. "Soll er doch für immer und ewig bei seinem Schachspiel bleiben", rief sie wütend. Eine Fee hörte das - und erfüllte den Wunsch. Doch als der Edelmann in eine wunderschöne Blume verwandelt worden war, vermisste die junge Frau ihren Bräutigam. Es gab aber nur eine Möglichkeit, dass die beiden zusammenkommen konnten - und so ließ sich auch die junge Frau in eine prächtige Pflanze verwandeln.

Nach diesem Märchen soll es violette und rein weiße Schachbrettblumen geben, das Feld wurde Junkernfeld genannt. In hellen Nächten, wenn sich der volle Mond in Elbe und Seeve spiegelt, tanzen die Elfen angeblich noch heute über den Wiesen voller Schachblumen.

Die Schachbrettblumenwiesen im Junkernfeld wurden in den 1970er-Jahren durch Veröffentlichungen des Botanikers Ernst Preising bekannt. Seither entwickelte sich der Ort zu einer Pilgerstätte für Botaniker und Naturliebhaber.

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