Hildesheim.

An die von den Nazis getöteten Eltern und Geschwister des Literaturwissenschaftlers Guy Stern erinnern seit Dienstag neue Stolpersteine in Hildesheim. Die Messingtafeln mit den Namen der Ermordeten wurden in den Gehweg vor der letzten Adresse der Familie eingelassen. Guy Stern - damals noch Günther Stern - konnte als einziger seiner engsten Angehörigen im Alter von 15 Jahren in die USA fliehen, auch für ihn gibt es jetzt einen Stein.

"Es ist eine sehr schöne Geste - spät kommt sie, doch sie kommt", sagte der 100-Jährige vor kurzem im Interview mit der dpa. Er selbst habe nach seiner Rettung an "Überlebensschuld" gelitten. Stern fragte sich: "Alle meine Liebsten tot - aber ich darf weiterleben. Warum? Warum ich? Es muss doch einen Sinn gehabt haben, dass ich davonkam." Er habe deshalb - zunächst unbewusst - versucht, in seinem beruflichen Leben besonders viel zu erreichen.

Insgesamt wurden am Dienstag 30 neue Stolpersteine in Hildesheim verlegt. Die Messingtafeln erinnern inzwischen in über 20 europäischen Ländern an Menschen, die dem nationalsozialistischen Terror-Regime zum Opfer fielen. Allein in Deutschland wurden nach Angaben des Künstlers Gunter Demnig seit 1992 etwa 90.000 Stolpersteine verlegt.

© dpa-infocom, dpa:220221-99-229614/4