Hannover/Bremen. Taser sind Elektroschocker, die kurzfristig lähmen. Bei der Polizei setzen vorerst nur Spezialkräfte die Waffe ein. Doch es gibt Forderungen, auch Streifenpolizisten damit auszustatten.
Spezialeinsatzkommandos der Polizei Niedersachsen haben im laufenden Jahr viermal einen Taser eingesetzt - genau wie im Vorjahr. Für 2020 und 2021 (Stichtag 25. November) seien dem Landeskriminalamt keine Fälle bekannt, in denen es Zusammenhänge zwischen dem Einsatz der Distanz-Elektroimpulsgeräte und Todesfällen gebe, teilte das niedersächsische Innenministerium in Hannover mit. Allerdings ermittelt die Staatsanwaltschaft Hannover nach dem Tod eines 39-jährigen Mannes aus Garbsen. Er wurde Anfang Oktober von der Polizei überwältigt und starb noch am selben Tag in einer Klinik.
Eine Obduktion habe kein eindeutiges Ergebnis gebracht, wonach der Taser-Einsatz den Tod des Mannes ausgelöst habe, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Der 39-Jährige habe erhebliche Vorerkrankungen gehabt. Um alle Unwägbarkeiten auszuschließen, sei eine Untersuchung des Tasers in Auftrag gegeben worden.
Taser sind Elektroschocker, die eine kurzzeitige Lähmung im Nervensystem verursachen. Aus den Geräten fliegen Pfeilelektroden in den Körper des Angreifers, über daran befestigte Kabel werden anschließend Stromimpulse abgegeben.
Im Gegensatz zu anderen Bundesländern ist die Verwendung von Tasern in Niedersachsen seit 2013 bisher nur für Spezialeinsatzkommandos (SEK) zugelassen. Grund ist unter anderem der hohe Trainingsaufwand für das Gerät. Die Deutsche Polizeigewerkschaft forderte den Taser-Einsatz dagegen auch für Streifenpolizisten.
Im Fall des 39-Jährigen ging es früheren Polizeiangaben zufolge darum, dass der Mann nachts zunächst den Notruf gewählt und wirre Angaben gemacht haben soll. Als Polizisten bei ihm eintrafen, bedrohte er sie demnach mit einem Messer und einem metallischen Gegenstand. Die Beamten brachten seine Ehefrau in Sicherheit, zogen sich zurück und informierten das SEK, das den Mann wenig später überwältigte. Als sich sein Zustand verschlechtert, kam er ins Krankenhaus, wo er am Abend starb.
Auch bei der Polizei in der Stadt Bremen werden Taser nur von Spezialkräften eingesetzt. Nach Angaben der Innenbehörde gab es in diesem Jahr bislang nur wenige Einsätze "im untersten einstelligen Bereich". Anders ist die Rechtslage in Bremerhaven, wo in einem mehrjährigen Test auch Streifenpolizisten mit den Geräten ausgerüstet sind. Die Ortspolizeibehörde der Seestadt berichtete von einer niedrigen zweistelligen Anzahl an Fällen dieses Jahr, in denen der Taser gezückt worden sei. "In der überwiegenden Mehrzahl wurde der Einsatz nur verbal angedroht." Tatsächlich ausgelöst wurde das Gerät nur einmal. Verletzungen habe es nicht gegeben.
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