Hannover/Papenburg.

Die Grünen-Politikerin Meta Janssen-Kucz hat der Landesregierung vorgeworfen, dem kriselnden Kreuzfahrtschiffbauer Meyer-Werft trotz geplanten Stellenabbaus Mehrarbeit für Werkvertragsbeschäftigte genehmigt zu haben. "Aus meiner Sicht ist es unvereinbar, auf der einen Seite die Stammbelegschaft in Kurzarbeit zu schicken und auf der anderen Seite externe Beschäftigte länger arbeiten zu lassen", sagte die Grünen-Sprecherin für Häfen und Schifffahrt am Sonntag.

Bei der Meyer-Werft an der Ems hatten Geschäftsführung sowie Betriebsrat und IG Metall sich auf Kurzarbeit bis Ende Juni verständigt. Einschließlich der Tochterfirmen beschäftigt Meyer am Standort Papenburg etwa 4500 Menschen. Nach Planungen der Geschäftsführung könnten bis zu 1800 Jobs auf der Kippe stehen.

Das Gesprächsklima auf der familiengeführten Traditionswerft gilt derzeit als vergiftet. Die Arbeitnehmerseite will nicht über die Zukunft bis 2025 verhandeln, solange die Leitung mit dem Abbau von Jobs droht. Stattdessen solle Meyer die Arbeit von Werkvertragsfirmen einschränken, forderte der Betriebsrat. Die Werft muss aber Kosten und Kapazitäten einsparen, weil die Kreuzfahrt-Ozeanriesen in der Corona-Pandemie derzeit nicht gebraucht werden.

Aus Sicht der Grünen im niedersächsischen Landtag muss die Landesregierung bei Beratungen über staatliche Hilfen für die angeschlagene Werft stärker die Sicherung der Arbeitsplätze, vor allem der Stammbelegschaft, im Auge behalten. "Im Raum steht ein Sparprogramm in Höhe von 1,3 Milliarden Euro und ein umfangreicher Stellenabbau von 600, 900 oder 1800 Beschäftigten", sagte Janssen-Kucz. "Zeitgleich hat die Meyer-Werft beim Sozialministerium bis in die jüngste Zeit Anträge auf Mehrarbeit und Sonntagsarbeit für die Beschäftigten mit Werkverträgen gestellt und genehmigt bekommen."

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