Hannover.
Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne hat Niedersachsens Sonderweg mit teils geöffneten Schulen verteidigt. "Ich bin fest von dem Weg überzeugt, die Schulen in Niedersachsen einen Spalt weit aufzuhalten. Gerade für die Grundschüler, die erst Lesen, Schreiben und Rechnen lernen, ist reiner Distanzunterricht auf Dauer nicht darstellbar", sagte der SPD-Politiker in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ). Er werde sich auch bei Gegenwind dafür einsetzen, dass Bildung und Kindeswohl in der Pandemie nicht vergessen werden.
Bildung und Infektionsschutz dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden. "Wenn die Sozialkontakte erheblich heruntergefahren werden, dann kommt Schule neben dem Bildungsauftrag eine weitere bedeutende Rolle zu: Nämlich ein unerlässliches Mindestmaß an Kontakt für Kinder und Jugendliche mit anzubieten, selbst wenn es nur auf Abstand ist", betonte der Minister.
Entgegen der Empfehlung des Bundes, alle Schulen komplett zu schließen, lässt Niedersachsen die Grund- und Förderschulen teilweise geöffnet und bietet außerdem Präsenzunterricht für Abschlussklassen an. Allerdings ist die Präsenzpflicht in beiden Fällen aufgehoben, so dass die Eltern darüber entscheiden können, ob sie ihre Kinder im in die Schule schicken oder gänzlich im Distanzlernen lassen. Ein Modell, das vor allem von Lehrer- und Bildungsverbänden in den vergangenen Tagen vielfach kritisiert worden war.
Tonne indes erklärte, davon nicht abweichen zu wollen. Die Kinder seien schließlich bereits seit Wochen zu Hause. "Das macht auch was mit der Persönlichkeit und dem Sozialverhalten vieler Kinder, wenn über so lange Zeiträume kein Kontakt zu Gleichaltrigen und zu Bezugspersonen außerhalb der eigenen Familie stattfindet. Das muss mit im Blick gehalten werden. Unsere Kinder und Jugendlichen sind nicht einfach kleine Erwachsene", erklärte der vierfache Vater.
Ohnehin komme ihm der Blick auf die Kinder und Jugendlichen zu kurz. "Ich plädiere dafür, dass in Zukunft an den vorbereitenden Expertenanhörungen auch Stimmen vertreten sind, die das Fachurteil der Virologen ergänzen mit einer starken Stimme, wie es den Kindern und Jugendlichen in der Pandemie ergeht", forderte der Minister.
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