Stuhr. Können die Menschen nicht in die Kirche, kommt die Kirche zu ihnen. Das dachte sich ein evangelischer Pfarrer aus der Nähe von Bremen, der an Heiligabend auf die Coronabeschränkungen kreativ reagiert.
Am 24. Dezember macht sich Pastor Robert Vetter mit seiner mobilen Kirche auf den Weg zu seiner Gemeinde, um auch in Corona-Zeiten die frohe Botschaft zu bringen. Gezogen von einem Trecker, stoppt der Anhänger mit Waldhütte, einer LED-Installation der Heiligen Familie an der Außenwand und großem Bild des Altars der Alt-Stuhrer St. Pankratius-Kirche an vier "Haltestellen" im Gebiet der Evangelischen Kirchengemeinde Stuhr (Kreis Diepholz). Er will das Weihnachtsevangelium im Freien lesen. Denn die Pankratiuskirche könnte coronabedingt nur 30 Plätze anbieten, was hinten und vorne nicht ausreichen würde.
"Gerade dann, wenn Kirche den Anspruch hat, für die Menschen da zu sein, kann ich mich dieses Jahr doch nicht zurücklehnen und sagen: "Dann klappt es eben mal nicht."", sagte Vetter, der seit 2004 in Stuhr Pfarrer ist, mit Blick auf die ungewöhnlichen Situation. "Es treckerweihnachtet sehr", kündigte die Gemeinde deshalb am Dienstag an. Der Anhänger des Erntevereins Alt-Stuhr mit seinen 20 Quadratmetern Fläche war ursprünglich für den Freimarktumzug im nahen Bremen geplant. Aber auch der fiel der Pandemie wie vieles andere zum Opfer.
Bei den knapp 20-minütigen Stopps am Nachmittag des 24. Dezembers werden jeweils bis zu 100 Menschen erwartet und Vetter erinnert an das Hygiene-Konzept. Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes sei obligatorisch. Sechs Ordner würden auf den Freiflächen jeweils auf genügend Abstand zwischen den Besuchern achten, die idealerweise schon ein Kontaktformular online ausgefüllt hätten. Was erwartet die Menschen? Eine Andacht, das Weihnachtsevangelium nach Lukas, eine kurze Predigt und der Segen.