Lüneburger Heide. Nord- und Ostsee sind überlaufen? Machen Sie Urlaub vor der Haustür! Heute: Hof Tütsberg in der Lüneburger Heide.

Himmelhohe Bäume und ein romantisches Ensemble alter Gebäude: Das ist Hof Tütsberg, gelegen mitten im Naturpark Lüneburger Heide. Schon im 16. Jahrhundert bewirtschafteten Heidebauern hier in der Einsamkeit eine kleine Kate. 1928 erwarb der Verein Naturschutzpark (VNP), heute eine Stiftung, den Hof. Das Anwesen ist seither bedeutend gewachsen, doch Abgeschiedenheit und urige Atmosphäre blieben erhalten.

Wer nach drei Kilometern Fahrt durch Wald aus dem Auto steigt, wähnt sich in einem Freilichtmuseum. Schwalben flitzen aus Türen und Fenstern von Stallungen, umkreisen große Maschinenhallen. Ein historischer Treppenspeicher aus schweren Bohlen duckt sich unter Buchen und Eichen. Der Weg führt vorbei an einer Kate mit Strohdach und einem Spitzgiebelbau wie aus dem Märchenbuch, davor ein Bauerngarten, der die Luft mit süßem Duft erfüllt. Das Summen der Bienen tönt in der Stille.

Zentrum des Anwesens ist ein großes reetgedecktes Bauernhaus. Davor Tische und Stühle unter Sonnenschirmen. Vis-à-vis ein großer Spielplatz und ein dunkles Holzhaus – ehemals Wasch-, Back- und Schlachthaus, heute Schänke. Tütsberg vereint Bauernhof und Hotel. Das hat lange Tradition: Bereits Mitte der 1920er-Jahre vermietete der damalige Besitzer Gästezimmer, weil die Einnahmen aus der Landwirtschaft nicht reichten. Heute verteilen sich 24 komfortabel ausgestattete Hotelzimmer und fünf Ferienwohnungen auf das Haupthaus und drei Nebengebäude. Die Stallungen beherbergen die Reitpferde von Gästen und eine Heidschnuckenherde des VNP, die grasend die Heideflächen der Umgebung erhält.

Gäste können den Geschmack von Urlaub sogar mit nach Hause nehmen

Dülmener Wildpferde und „Wilseder Rote“ sowie „Schwarzbunte Niederungsrinder“ bewahren mit Zähnen und Hufen die offenen Grünflächen, sichern somit Lebensraum für selten gewordene Wiesenbrüter. Auf den Äckern werden Buchweizen und Champagnerroggen angebaut, Nutzpflanzen aus Zeiten der Heidewirtschaft. Was der Bioland-zertifizierte Landschaftspflegehof Tütsberg und andere Betriebe der Region produzieren, kommt im Restaurant im Haupthaus auf den Tisch.

Heidländer-Kaffeemischung und ein reichhaltiges Kuchenangebot gehören zu den besonderen Spezialitäten.
Heidländer-Kaffeemischung und ein reichhaltiges Kuchenangebot gehören zu den besonderen Spezialitäten. © Martina Berliner

Schnuckenbraten, Wildgerichte und Buchweizenprodukte – ob nun in Form von Torte, Grütze, Gnocchi oder Brot - sind äußerst beliebt. Die Gäste können den Geschmack von Urlaub sogar mit nach Hause nehmen. Spezialitäten aus der Tütsberg-Küche werden unter dem Label „Heidländer“ im Glas verkauft. Gleich im Eingangsbereich hinter dem Scheunentor stapelt sich auf einem Tischchen eine Pyramide von Leckereien.

Ruhe der Landschaft überträgt sich auf den Menschen

Wer mit allen Sinnen in die frühere Zeit der Heidebauernwirtschaft eintauchen möchte, kann auf eigene Faust die reizvolle Landschaft erwandern oder den Schäfer beim morgendlichen Austrieb der Schnuckenherde begleiten. Unter kundiger Führung eines Heide-Rangers ist ebenfalls viel über die Umgebung und über Kultur und Natur der Region zu erfahren. Jeden Donnerstag startet um 9.30 Uhr die etwa zweieinhalbstündige Tour „Rund um den Tütsberg“. Treffpunkt ist der Hotelparkplatz. Die Führung kostet fünf Euro pro Person.

Urlaub in Zeiten des Coronavirus

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    Manche Tütsberger Gäste lassen sich einfach auf einer der zahlreichen Sitzgelegenheiten des weitläufigen Hofgeländes nieder, lauschen dem Gesang der Vögel und dem Quaken der Frösche, sehen dem Spiel der Blätter, dem sanften Wogen der Kornfelder und dem langsamen Ziehen der Wolken zu. Die Ruhe der Landschaft überträgt sich auf den Menschen.

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    Das Hotel fördert das Wohlgefühl. Keines der liebevoll eingerichteten Zimmer gleicht dem anderen. Ob unter dem Reetdach des Haupthauses, im „Appel-Haus“ mit Sauna im Keller, im „Witte-Haus“ mit Wintergarten oder im ehemaligen „Leute-Haus“ mit Ferienwohnungen – die Räume sind renoviert, individuell mit hochwertigen Möbeln ausgestattet, manche sogar vom VNP-eigenen Schreiner handgefertigt. Alle Zimmer verfügen über einen Fernseher und sogar der WLAN-Anschluss funktioniert seit kurzem dank Glasfasernetz schnell und stabil.

    Hof Tütsberg hat sich seinen Charakter bewahrt

    Hof Tütsberg ist durchaus auf der Höhe der Zeit, hat aber seinen Charakter bewahrt. Die Raumformen folgen der verwinkelten Architektur von anno dazumal. Balken, Giebel und Dachschrägen überall. Der Stil wagt den Spagat zwischen Tradition und Moderne. Alte Ölbilder schmücken die Wände genauso wie moderne Fotografien oder Zeichnungen. Im Speisesaal - einstmals die Tenne - hängen Geweihe auf trendig türkisgrünen Tapetenstreifen unter vertäfelten Decken mit Kronleuchtern. Die ursprünglich offene Feuerstelle wurde zum geschlossenen Kamin.

    Auch im spitzgiebligen Witte Haus können Hotelgäste wohnen.
    Auch im spitzgiebligen Witte Haus können Hotelgäste wohnen. © Martina Berliner

    Der Umbau des historischen Heidebauernhauses zum Gutshof begann schon vor mehr als hundert Jahren. „Im ehemaligen Stallteil gleich rechts neben dem Scheunentor stehen noch heute Bullen. Die Küchenbullen nämlich!“, sagt Daniel Pompetzki und lacht. Er darf so scherzen, ist er doch selbst ein solcher „Küchenbulle“. Er ist Chefkoch am Tütsberg, außerdem Fachbereichsleiter der VNP Naturpark GmbH, einer Tochter der Stiftung. Seit 2006 arbeitet der gebürtige Mecklenburger schon hier in der Heide und kennt viele der Stammgäste.

    Den Strom liefern 650 Quadratmeter Photovoltaikplatten

    „Es ist ein alter Herr darunter, der schon als Kind mit seinen Eltern die Ferien in diesem Haus verbracht hat. Er erzählte mir, dass sie damals selbst eine Glühbirne für ihr Zimmer mitbrachten.“ Heute wird der gesamte Hof mit energiesparenden LEDs illuminiert. Den Strom liefern 650 Quadratmeter Photovoltaikplatten auf dem Dach der Wirtschaftsgebäude. Das Wasser kommt aus hofeigenem Brunnen, 40 Meter tief. Geheizt wird mit Hackschnitzeln aus VNP-eigenen Forsten. „Wir sind autark“, sagt Pompetzki voller Stolz.

    In diesem Frühjahr, als das Haus wegen Corona leer stand, hatte er erstmals Zeit und Muße, das Erwachen der Natur auf Hof Tütsberg bewusst auf sich einwirken zu lassen. „Ich habe damals aus dem Dachfenster des Witte Hauses fotografiert. Bei dem Gedanken an das Panorama bekomme ich heute noch Gänsehaut.“ Unvergesslich für ihn, wie die Strahlen der aufgehenden Sonne durchs erste lichte Grün der Äste flirrte.

    Tipps für die Umgebung:

    • Anschauen: Hauptattraktion ist das autofreie Heidedorf Wilsede (9 km) mit Fachwerkhäusern, Kopfsteinpflasterstraßen, Museum und dem berühmten Totengrund in der Nähe. Man kommt nur zu Fuß, per Rad oder mit Pferdekutsche hin.
    • Spaß haben: Bispingen (10 km) bietet gleich neben der Autobahnabfahrt die Skihalle Snow-Dome und darunter eine Miniatureisenbahn (www.abenteuer-resort.de). Daneben gibt es Ralf Schumachers Kartbahn (www.rs-kartcenter.de). Skurril das Heidekastell „Iserhatsche“ (Nöllestraße 40, Bispingen, www.iserhatsche.de). In Soltau (12 km) lockt der Heidepark.
    • Genießen: Das Restaurant Hof Tütsberg ist täglich von 12 bis 21 Uhr geöffnet. Zur Auswahl stehen Spezialitäten von Heidschnucke und Wild, aber auch Rind, Schwein, Geflügel und Fisch sowie vegetarische Gerichte.

    Hofgehölze umstanden einst alle Heidebauernkaten. Sie dienten als Holzlieferanten, schützen vor Sturm, Schlagregen und Blitzschlag. War doch ein Haus in Brand geraten, halfen die Kronen das Überspringen der Flammen auf Nachbargebäude zu verhindern. Eicheln und Bucheckern nährten im Herbst das Vieh. Heute bieten die knorrigen Riesen Nahrung und Schutz für Eichhörnchen, Asseln, Insekten, Mäuse und verschiedene Vogelarten. Auf dem Tütsberg ist auch der Kuckuck zuhause. „Einmal hat mich ein Gast gefragt, ob ich das Kuckucks-Tonband denn täglich laufen lasse. Der konnte sich nicht vorstellen, dass da echte Tiere rufen“, sagt Pompetzki.

    Anreise und Kontakt:

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    • Anreise: Aus Hamburg über die A7 in südlicher Richtung bis Ausfahrt 43a. Ab Abfahrt 4 km Richtung Schneverdingen, dann am Kreisel mitten im Wald (Scharrl) die zweite Ausfahrt zum Hotel Hof Tütsberg nehmen. Nach weiteren 3 km ist das Hofgelände erreicht. Rechts abbiegen. Hotelgäste fahren durch bis zum letzten Haus auf der rechten Seite, hier befindet sich die Rezeption. Eingabe fürs Navigationsgerät: Hof Tütsberg, Scharrl oder Scharrler Straße.
    • Kosten: Alle Preise auf www.tuetsberg.de
    • Kontakt: Hof Tütsberg, 29640 Schneverdingen Heber, Telefon: 05199/900

    Städter und Landeier, Junge und Alte, Ruhesuchende und Aktivurlauber, Einzelreisende und Gruppen, Hiesige und Auswärtige – Tütsbergs Klientel ist sehr vielfältig. „Aber alle haben gehobene Ansprüche“, weiß Pompetzki. Da sind Brautpaare, die sich unter der pittoresken „Hochzeitseiche“ trauen ließen und nun im Komfortzimmer des Appelhauses flittern. Junge Familien, die den Nachwuchs beim Tollen auf dem Spielplatz von der Terrasse aus beobachten. Der Hof ist bis heute kein Ort, wo der Rasen mit der Nagelschere geschnitten wird. Auch das macht ihn so sympathisch, den Aufenthalt so unbeschwert.

    Am kommenden Sonnabend, 18. Juli, geht es ins Tiny-House am Salemer See.