Hannover/Kiel. Teilnahme-Rekord bei Zählaktion des Nabu. Spatz hat wieder seinen Schnabel vorn. Weniger Blaumeisen.

Wegen einer Vogel-Epidemie sind bei der diesjährigen "Stunde der Gartenvögel" nicht so viele Blaumeisen gesichtet worden wie 2019. Bundesweit hätten die Teilnehmer 22 Prozent weniger Blaumeisen pro Garten gemeldet, sagte Rüdiger Wohlers vom Nabu Niedersachsen am Dienstag. "In Niedersachsen liegt der Rückgang mit minus 14 Prozent niedriger, dennoch sind auch hier noch nie so wenige Meldungen pro Garten eingegangen wie in diesem Jahr."

Als Ursache für das mysteriöse Meisensterben seit Anfang März ist laut Nabu inzwischen das Bakterium Suttonella ornithocola identifiziert worden, das offensichtlich nur bei Meisenarten im Frühjahr Lungenentzündungen verursacht. Die in Deutschland bisher einmalige Vogel-Epidemie flaut den Naturschützern zufolge seit Ende April deutlich ab.

Erfreulich ist die große Beteiligung an der Aktion

In Schleswig-Holstein wurden am häufigsten der Haussperling, Amsel, Feldsperling, Kohlmeise und Blaumeise gezählt. „Für alle fünf Arten ist ein Rückgang im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen“, sagt Ingo Ludwichowski vom Nabu-Landesverband. Mehr als 5600 Schleswig-Holsteiner haben am Muttertag-Wochenende gezählt. „Die Beteiligung übertrifft alle Erwartungen und die letztjährige Rekordteilnahme um fast 2000 Menschen. Noch nie war sie in Schleswig-Holstein so hoch“, sagt Ludwichowski.

In Niedersachsen beteiligten sich mindestens 14.100 Menschen aus Niedersachsen an der Zählung am vergangenen Wochenende - 5000 mehr als 2019. Hintergrund für den Anstieg sei vermutlich auch das gestiegene Interesse an der Natur in der Corona-Krise, sagte Rüdiger Wohlers. Innerhalb einer Stunde wurden in Niedersachsen im Durchschnitt knapp 33 einzelne Vögel beobachtet.

Zu den bundesweit mehr als 120.000 Teilnehmern der "Stunde der Gartenvögel" zählten etwa 1000 Vogelfreunde aus Bremen. In der Hansestadt wurden vor 16 Jahren innerhalb einer Stunde noch 30 Vögel pro Garten entdeckt, mittlerweile sind es laut Nabu nur noch 23.

Blaumeise, Star und Zaunkönig zählen zu Verlierern

Große Verlierer dieses Jahres sind bundesweit gesehen neben der Blaumeise auch der Star und - wie schon in den Vorjahren - der Grünfink. Auch beim kleinen Zaunkönig sinken die Zahlen konstant von Jahr zu Jahr. Bei den größten Sorgenkindern unter den Siedlungsvögeln, Mehlschwalbe und Mauersegler wiederholten sich die katastrophalen Ergebnisse der Vorjahres zum Glück nicht, aber sie sind weiter weit entfernt von früheren Bestandszahlen.

Zu den Gewinnern zählen vor allem Ringeltaube und Türkentaube, die beide ihr bisheriges Bestergebnis einfliegen. Auch bei Eichelhäher und Buntspecht ist kein Ende des zunehmenden Trends in Sicht.