Hitzacker/Norden. Nicht nur die Altstadt von Hitzacker liegt direkt an der Elbe, bei Hochwasser wird der Fluss zur Gefahr für viele Menschen. Vor allem mit Deichen wird Vorsorge getroffen, nach dem Hochwasser ist vor dem Hochwasser. Die Arbeiten werden noch Jahrzehnte dauern - erst einmal.
Niedersachsens Elbdeiche sind in einem guten Zustand, doch sollen sie nach den schweren Hochwassern der vergangenen Jahre weiter ausgebaut werden. Nach einer seit 2017 laufenden Analyse gebe es einiges zu tun, sagte ein Sprecher des Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN). Die entsprechenden Arbeiten könnten rund 25 Jahre dauern.
Künftig stelle man sich auf höhere Abflussmengen ein, erklärte der Sprecher in Norden (Landkreis Aurich). So werde bei Hochwassern von mehr als 4500 Kubikmetern pro Sekunde ausgegangen, früher waren es 4000. Entsprechend soll nun die Höhe der Deiche angepasst werden, auch sollen sie oben breiter werden. Handlungsbedarf bestehe an der gesamten Deichlinie von Schnackenburg bis zum Wehr in Geesthacht.
"Der bestehende Hochwasserschutz an der Elbe befindet sich auf einem hohen Niveau", betonte dazu Umweltminister Olaf Lies (SPD). "Er hat sich - auch dank der guten Zusammenarbeit der Deichverbände und ihrer Partner - in den zurückliegenden Hochwasserereignissen bewährt." Dennoch gebe es nach der Deichbestandsanalyse des NLWKN flächendeckend zusätzlichen Handlungsbedarf. "Niedersachsen wird sich deshalb auch weiterhin für einen optimalen Schutz der Menschen und Werte in der Region stark machen und die Verbände bei Ihren wichtigen Aufgaben und Vorhaben unterstützen", versprach Lies.
In den vergangenen Jahren gab es gleich eine ganze Reihe schwerer Hochwasser - 2002, 2003, 2006, 2011 und 2013. Die Deiche an der unteren Mittelelbe wurden durch die aufgestauten Wassermassen und die Arbeiten zur Deichverteidigung auch mit schwerem Gerät stark beansprucht. Die Deichverbände und der Landesbetrieb haben die entstandenen oberflächlichen Schäden gemeinsam mit einem Finanzaufwand von rund zehn Millionen Euro aus Landes- und Bundesmitteln inzwischen nahezu beseitigt, wie der NLWKN mitteilte.
Künftig soll etwa der Schutz in Hitzacker (Kreis Lüchow-Dannenberg) 80 Zentimeter höher sein als bisher, entsprechende Arbeiten laufen derzeit. Dort wird die Altstadt von einer Spundwand und einem Schöpfwerk geschützt. Anders als 2002 und 2006 konnte auch beim sogenannten "Jahrhunderthochwasser" von 2013 ein Überschwemmen verhindert werden, auch wenn damals an der Spundwand nicht viel gefehlt hat.
Neben den klassischen Maßnahmen beim Deichbau soll auch der Abfluss der Elbe verbessert werden. Dabei geht es vor allem um die Rückverlegung von Deichen, den Rückschnitt von Gehölzen und die Schaffung von Flutrinnen. Niedersachsen leite dabei die länderübergreifenden Projektgruppen, sagte der NLWKN-Sprecher.
Mit Blick auf den Naturschutz gelte den Auenlandschaften am Fluss besonderes Augenmerk, betonte der Sprecher. In einem speziellen Auenstrukturplan werde etwa festgelegt, wo Bäume und Sträucher zurückgeschnitten werden dürften. "Auch mit den bisherigen erfolgreichen Anstrengungen wird der Hochwasserschutz an der Elbe weiter eine Generationenaufgabe bleiben", betonte Heiko Warnecke, Dezernent der NLWKN-Betriebsstelle in Lüneburg.