Hannover. Als Hauptursache sehen Experten ein verändertes Zugverhalten. Viele der Vögel reisen nur noch bis Spanien, wenn der Winter naht.
So viele Störche wie seit 60 Jahren nicht mehr haben in diesem Jahr in Niedersachsen und Bremen Station gemacht. Die Storchenbetreuer des Naturschutzbundes (Nabu) zählten in den beiden Bundesländern 1.133 Storchenpaare, teilte der Nabu am Montag mit. Die Tiere brachten 2.463 Jungstörche zum Ausfliegen. Das Vorjahresergebnis mit 1.008 Paaren und 1.768 flüggen Jungstörchen sei jeweils um 12,5 Prozent und 39 Prozent übertroffen worden. Damit zähle Niedersachsen neben Baden-Württemberg und Brandenburg zu den Bundesländern mit den meisten Storchenpaaren.
„Insgesamt war 2019 für die Weißstörche in Niedersachsen und Bremen ein herausragendes Jahr“, sagte Hans-Jürgen Behrmann von Nabu Weißstorchschutz. Die Hauptursache sehen die Experten in einem veränderten Zugverhalten. Viele Störche, die für den Winter nach Westen flögen, beendeten ihre Reise bereits in Spanien. Dort fänden sie genügend Nahrung in Feuchtbiotopen, Reisfeldern und auf großen Mülldeponien. Von dort kehrten sie dann früher, in größerer Anzahl und in zumeist guter Verfassung zurück. Dagegen sei die Zahl der Störche, die nach Osten zögen, leicht rückläufig: Auf dem Flug nach Afrika und zurück müssten sie längere und gefährlichere Strecken bewältigen.
Trend könnte sich in kommenden Jahren weiter fortsetzen
Schon seit einigen Jahren verzeichnen die Umweltschützer einen steten Anstieg der Storchpopulation. Diese Jahrgänge seien mittlerweile brutreif geworden, hieß es. Das habe ebenfalls zum aktuellen Höchststand beigetragen. Der große Anstieg bei den flüggen Jungen liegt aus Sicht der Naturschützer vor allem darin, dass es für Störche trotz des trockenen Sommers gute Nahrungsmöglichkeiten gab. Neben einem starken Mäusebestand fanden Störche auch genügend Heuschrecken und Regenwürmer für ihren Nachwuchs.
Für die kommenden Jahre könne sich der Trend weiter fortsetzen, erläuterte Behrmann. Vor diesem Hintergrund gelte es, für die Tiere ausreichend Feuchtgrünland und Biotope zu erhalten oder neu anzulegen.