Goslar/Hamburg. Tausende Besucher stürmten am Wochenende Lifte, Parkplätze und öffentliche Verkehrsmittel. Minusgrade sollen wochenlang anhalten.

Kaiserwetter mit Schnee und Minusgraden im Harz: Tausende Ausflügler haben am Wochenende die Wintersportzentren rund um dem 1142 Meter hohen Brocken besucht. Auf dem Gipfel liegt der Schnee 1,40 Meter hoch. Busse, Bahnen und Straßen zu den Wintersportregionen waren überfüllt. Vor dem Wurmberg-Lift in Braunlage kam es am Sonnabend und Sonntag zu Wartezeiten von mindestens einer Stunde. Autofahrer hatten Mühe, Parkplätze in Bad Harzburg, Braunlage und Torfhaus zu finden.

Gäste kommen auch aus den Niederlanden

Skigebiete, Loipen, Rodelbahnen und Winterwanderwege waren stark frequentiert, heißt es beim Harzer Tourismusverband mit Sitz in Goslar. Die Gäste seien aus ganz Norddeutschland und sogar den Niederlanden angereist. Unter den ausländischen Gästen sind die Holländer mit einem Anteil von rund einem Viertel inzwischen die wichtigste Gruppe. Hoteliers, Gastronomen und Outdoor-Experten sind mit dem zweiten Wintersportwochenende in diesem Jahr zufrieden. „Ein wunderbarer Traumtag im Harz“, freut sich der Bergwanderführer Marcel Löwy, der mit seinem Unternehmen Schneeschuhtouren anbietet. Auf dem 971 Meter hohen Wurmberg liegen 55 Zentimeter Schnee, in Torfhaus sind es 20 und in St. An­dreasberg 25 Zentimeter Schnee. Nur bei Bedarf werden die Beschneiungsanlagen eingesetzt. Allein für das Skigebiet am Wurmberg in Braunlage stehen 110 Schneelanzen und 15 zum Teil mobile Schneekanonen bereit, sagt Dirk Nüsse, Geschäftsführer der Wurmbergseilbahn GmbH in Braunlage.

Für Wintersportler gibt es im Harz gute Bedingungen.
Für Wintersportler gibt es im Harz gute Bedingungen. © dpa | Swen Pförtner

Mehr Schnee in den höheren Lagen

Wie Jens Oehmichen vom Deutschen Wetterdienst betont, gibt es in mittleren Lagen allerdings häufig nur wenige Zentimeter der weißen Pracht. Dort habe es einfach zu wenig geschneit. Die niedrigen Temperaturen seien allerdings optimal für die Produktion von Kunstschnee. Je höher es in die Berge gehe, umso mehr Schnee liege über der Landschaft. Die Züge der Harzer Schmalspurbahnen fuhren am Wochenende trotz des vielen Schnees bis zum Gipfel des Brockens. Es gebe keine Einschränkungen beim Fahrplan, sagte eine Mitarbeiterin. Zuletzt hatten sich mehrmals Züge auf dem Weg zum Brocken in Schneewehen festgefahren. 60 Reisende steckten vier Stunden lang in den Waggons in einer Schneewehe fest. Sie mussten befreit werden.

Ob im Mittelgebirge, an Nord- und Ostsee oder in Hamburg – vielerorts lockte der Winter am Wochenende mit Eis, Schnee und blauem Himmel zu ausgedehnten Spaziergängen. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) rechnet von Mitte kommender Woche an bundesweit mit einer Kältewelle, die bis zu vier Wochen dauern könnte. „Ich habe es selten erlebt, dass alle Rechenmodelle so eindeutig auf eine gleiche Entwicklung hinweisen“, sagte DWD-Sprecher Andreas Friedrich. Besonders streng dürfte die Kälte dort ausfallen, wo bereits viel Schnee liegt, also in den Alpen.

Es bleibt frostig

Für Norddeutschland und in Küstennähe werden in den nächsten Tagen Temperaturen von null bis minus drei Grad vorhergesagt, in Süddeutschland bis minus zehn Grad. Dort kann es den Prognosen zufolge in den Nächten minus zehn bis minus 20 Grad kalt werden. Die Trendvorhersage des Deutschen Wetterdienstes für Hamburg und Schleswig-Holstein rechnet bis zum 1. Februar dauerhaft mit Temperaturen von minus sieben Grad (Tagestiefsttemperatur) bis minus zwei und plus vier Grad (Tageshöchsttemperatur).

Eis und Schnee auf dem 1142 Meter hohen Brocken.
Eis und Schnee auf dem 1142 Meter hohen Brocken. © dpa | Matthias Bein

Zu Beginn der kommenden Woche ströme Luft aus Sibirien ein, die sehr kalt und trocken sei, sagte Friedrich. Tiefausläufer aus dem Westen könnten dann in der zweiten Wochenhälfte Niederschläge zunächst im Westen bringen. „Am Wochenende kann dann durchaus ein großer Teil Deutschlands auch im Tiefland unter einer Schnee­decke liegen“, vermutete der DWD-Sprecher. Prognosen zufolge dürfte es am kommenden Sonntag auch in Norddeutschland wieder schneien. Doch anders als im Vergleich mit dem Harz oder den Alpen ist die jährliche Anzahl der Tage mit Schneedecke im Norden relativ gering.

2010 war schneereich

Wie es in dem Bericht „Klima der Region – Zustand, bisherige Entwicklung und mögliche Änderungen bis 2100“ heißt, sind es im Durchschnitt auf Helgoland zwölf, in der Lüneburger Heide 25 und in Hamburg 16 Schnee­tage. Im Zeitraum von 1971 bis 2000 nahm die Anzahl der Tage mit Schneedecke in Hamburg sogar um fünf zu. Dazu trug vor allem das schneereiche Jahr 2010 bei, das mit 97 Tagen den Höchstwert des Zeitraums 1971 bis 2000 mit 72 Tagen (im Jahr 1979) deutlich übertraf. Damals hatte die Schneekatastrophe vor allem Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern getroffen. Die Anzahl der Frosttage (Tageshöchsttemperaturen unter dem Gefrierpunkt) liegt in der Hansestadt bei 68 Tagen.

Bis das beliebte Alstereisvergnügen in Hamburg stattfindet, muss es allerdings dauerhaft bitterkalt sein. Zwei Wochen lang mit minus zehn Grad Celsius gelten als Voraussetzung. Dann kann sich eine zusammenhängende Eisfläche auf der Alster mit einer tragfähigen Stärke von 20 Zentimetern bilden.