Cuxhaven. Die 82 und 114 Meter langen Frachter waren manövrierunfähig. Ein Schiff leckgeschlagen. Bergungskommando schleppt es frei.
Havarie vor Borkum: Am Donnerstagabend gegen 21.30 Uhr sind der unter türkischer Flagge laufende Frachter „Paksoy 1“ und die unter niederländischer Flagge fahrende "Eems Cobalt" in der deutschen Nordsee miteinander kollidiert. Die Ursache der Havarie ist unklar. Die Schiffe hatten sich ineinander verkeilt. In der Nacht übernahm das Havariekommando in Cuxhaven die Einsatzleitung. Die "Eems Cobalt" ist leck geschlagen. Auf ihrer Steuerbordseite tritt Wasser ein.
Die "Paksoy 1" (114,65 m länge, 17,6 m Breite) und die "Eems Cobalt" (82 m Länge, 12,5 m Breite) trieben ca. 25 km nordwestlich von Borkum in Richtung nordnordwest mit dem Wind auf offene See. Ein vierköpfiges Boardingteam des Havariekommandos kam zur Lageerkundung und Unterstützung der Besatzung an Bord der "Eems Cobalt", sagte eine Sprecherin des Havariekommandos. Der Seenotrettungskreuzer "Alfried Krupp" wrude zum Einsatzort beordert, ebenso das Mehrzweckschiff "Neuwerk" als On Scene Coordinator (OSC) der Rettung. Auch der Notschlepper "Nordic" und das Bundespolizeiboot "Bad Bramstedt" sind bei den Havaristen.
Schlepper zieht die Schiffe auseinander
Gegen 7.45 Uhr heute morgen ist es gelungen die Schiffe zu trennen. Der vom niederländischen Reeder der Eems Cobalt" beauftragte Schlepper "Waterstroom" konnte die Cobalt freischleppen. Ein erster Bergungsversuch war abgebrochen worden. Aber dann verlagerten die Retter mithilfe von Ballastwasser das Gewicht der havarierten Schiffe und ließen den Schlepper "Waterstroom" ein zweites Mal an der "Eems Cobalt" anschlagen und anziehen. Diesmal kam die "Eems Cobalt" frei.
Die 16 Mann Besatzung der "Paksoy 1" sowie die fünfköpfige Besatzung der "Eems Cobalt" blieben unverletzt. An Bord beider Schiffe befinden sich keine Gefahrstoffe. Das Ölüberwachungsflugzeug Do 228 hatte schon früh den Einsatzort überflogen und konnte keinen Schadstoffaustritt feststellen. Die nach der Havarie ergangene Luft- und Seeraumsperrung rund um den Einsatzort wurde aufgehoben.
Der Wassereinbruch ist beherrschbar
Die "Eems Cobalt" hat 1800 Tonnen Magnesiumcarbonat geladen, die "Paksoy 1" hatte nur Wasser in den Ballasttanks und fuhr also leer. Ihr Wulstbug ist stark verbogen. Beide Schiffe sind noch fahrtüchtig. Die leckgeschlagene "Eems Cobalt" läuft, aus Sicherheitsgründen begleitet von der "Neuwerk" und dem Schlepper "Waterstroom", nach Eemshaven in die Niederlande.
Der Wassereinbruch sei beherrschbar, sagte die Sprecherin des Havariekommandos. Die Pumpen der "Eems Cobalt" könnten das Wasser außenbords bringen. Das Leck liege oberhalb der Wasserlinie. Das Havariekommando hat die niederländische Küstenwache über den Sachverhalt informiert. Die "Paksoy 1" ist für die Befragungen durch die Wasserschutzpolizei Wilhelmshaven nach Westerems Reede gelaufen. Die Beamten sind bereits an Bord.
Menschliches Versagen?
Über die Unfallursache kann derzeit nur spekuliert werden. Dass es trotz der theoretisch perfekten technischen Einrichtungen der Schiffe zur Kollision kam, sei "mit Sicherheit auf menschliches Versagen zurückzuführen", hieß es aus dem Umfeld der Ermittler. Der Fall liege dennoch kompliziert. Voice- und Datarecorder müssten abgehört und ausgewertet werden um festzustellen, was auf den Brücken gesprochen wurde und wer welche Befehle gegeben und welche Absprachen mit dem jeweils anderen Schiff getroffen habe. Die an Bord wie auch an Land verfügbaren Radarbilder würden kontrolliert, die Fahrtwege an Hand der Aufzeichnungen an Bord rekonstruiert. Eine Arbeit für akribisch vorgehende Spezialisten.
Am Nachmittag waren die Befragungen auf der "Paksoy 1" abgeschlossen, die Daten gesichert. Nach derzeitigem Stand wird das Schiff nach Aufhebung der bestehenden Festhalteverfügung einen deutschen Hafen anlaufen, um den geknickten Bug reparieren zu lassen. Es laufen Verhandlungen mit Werften.