Hannover. Aufwendige Schutzmaßnahmen und wenig Hilfe bei Rissen lassen immer mehr Hirten verzweifeln. Sie verkaufen ihre Herden.
Viele Halter kleiner Tierherden resignieren nach Angaben des Niedersächsischen Landvolks vor der Ausbreitung von Wölfen und einer „schleppenden Bearbeitung“ gemeldeter Risse durch die Behörden. Das Landvolk höre „immer wieder von Tierhaltern, dass sie die enormen Schutzmaßnahmen und die ständige Furcht vor Wolfsrissen nicht länger aushalten wollen“, sagte Verbandsvize Jörn Ehlers am Donnerstag in Hannover.
So würden sich kleinere Tierhalter „auf kurz oder lang von Schafen, Ziegen oder anderen Weidetieren trennen. Die große Euphorie, die einige Gruppen mit der Rückkehr des Wolfes verbreiten, führt bei den betroffenen Tierhaltern leider eher zu Resignation», betonte Ehlers. Der Wolf habe außer dem Straßenverkehr in Deutschland keine Feinde, die seine Ausbreitung einschränken könnten.
Zahl der Wölfe steigt weter
Ehlers bezog sich auf jüngste Zahlen aus dem Wolfsmonitoring. Danach ist die Zahl der in Niedersachsen in freier Wildbahn lebenden Wolfsrudel auf 18 gestiegen. Die mit dem Monitoring, also dem Beobachten und Zählen der Tiere beauftragte Landesjägerschaft schätzt die Zahl der wildlebenden Wölfe auf 180 bis 200. Bis zum Jahresende könnte die Zahl auf etwa 250 steigen.
Demgegenüber ist die Zahl der nachweislich von Wölfen getöteten Nutztiere kaum gestiegen. Im ersten Halbjahr 2017 waren es in Niedersachsen 162, im gleichen Zeitraum dieses Jahres 164. Die Tierhalter hätten offenbar mit Schutzzäunen ein hohes Maß an Vorsorge erfüllt, sagte Landvolkvizepräsident Ehlers.