Osnabrück. Eines der besten Restaurants Deutschlands verkündet das Ende. Küchenchef stand in Hamburg und auf Sylt am Herd.
Niedersachsen verliert eines seiner beiden Drei-Sterne-Restaurants. Seit dem Wochenende sind das Osnabrücker La Vie sowie die dazugehörige TastyKitchen geschlossen. Der Betreiber des Gourmet-Restaurants, die Georgsmarienhütte-Gruppe, möchte sich wieder auf ihr Kerngeschäft konzentrieren und somit künftig nur noch Stahl kochen.
Damit verliert Niedersachsen ein über die Landesgrenzen hinaus bekanntes Sternerestaurant. Seit mehr als zwölf Jahren gibt es den Gourmettempel in der Osnabrücker Altstadt. 2011 wurden die Kochkünste von Geschäftsführer und Küchenchef Thomas Bühner mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnet. Hinzu kommen 19 Gault-Millau-Punkte sowie 5 F's im Feinschmecker.
30 Mitarbeiter verlieren ihren Job
Der Grund liege in der organisatorischen Neuausrichtung der Georgsmarienhütte-Gruppe, sagte Unternehmenssprecherin Iris-Kathrin Wilckens am Montag. Die Unternehmensgruppe habe ihren Schwerpunkt in der Stahlerzeugung und Stahlverarbeitung, die Unternehmens-Organisation sei in den vergangenen anderthalb Jahren verändert worden. „Insofern ist die Schließung des La Vie ein folgerichtiger Schritt“, sagte Wilckens.
La Vie-Chef Thomas Bühner versicherte: „Ich werde alles dafür tun, dass die Mitarbeiter nicht im Regen stehen bleiben. Es ist jetzt meine Hauptaufgabe, ihnen dabei zu helfen, dass es weitergeht.“ Rund 30 Mitarbeiter verlieren ihren Job. „Die Mitarbeiter sind bestens ausgebildet und haben ein hervorragendes Renommee“, sagte Wilckens.
Bühner will der Branche treu bleiben
Das La Vie war neben dem Wolfsburger Aqua das einzige Drei-Sterne-Restaurant in Niedersachsen. Bei der Bewertung der Gastrokritiker des Gault-Millau bekam Bühners Küche 19 von 20 Punkten - Sven Elverfeld vom Aqua bekam dort 19,5 Punkte. Die Schließung des Spitzenrestaurants in Osnabrück werden daher auch viele Feinschmecker außerhalb Niedersachsens und auch im Ausland bedauern.
Gegenüber dem Portal "Gourmetwelten" sagte Bühner, dass er jetzt Angebote prüfen werde und so seine weitere Zukunft in der Gastronomie plant.
Für den sogenannten „Salon de la vie“ besuchte regelmäßig Prominenz etwa aus Politik, Wirtschaft und Sport das Restaurant. Gastgeber war meist Jürgen Großmann, langjähriger Alleingesellschafter der Georgsmarienhütte Holding. Der Unternehmer, der aus dem Ruhrgebiet stammt, leistete sich nicht nur das Sterne-Restaurant in Osnabrück, sondern zog vor einigen Jahren auch nach Hamburg.
Sylt erlebte eine Sternerestaurant-Sterben
Das La Vie ist damit eins von zahlreichen Sternerestaurants, das in den vergangenen Jahren in Norddeutschland geschlossen wurde. Beispielsweise hat Sylt ein regelrechtes Sternerestaurant-Sterben erlebt. Anfang 2016 schloss der mit zwei Sternen ausgezeichnete Koch Alexandro Pape das Gourmet-Restaurant Fährhaus Munkmarsch. Nur wenige Monate zuvor legten im Arosa-Hotel in List Sebastian Zier vom La Mer (zwei Michelin-Sterne) sowie Sarah Henke vom Spices (ein Stern) die Löffel nieder. Auch der Sternekoch Jörg Müller (Restaurants Jörg Müller und Pesel in Westerland) hörte auf.
Ende 2016 gab auch der mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Koch Jens Rittmeyer auf, der zuvor im Restaurant Kai3 im Hotel Budersand in Hörnum die Gäste mit kulinarischen Spezialitäten verwöhnt hatte.
Wechsel auch in Hamburg
Auch in Hamburg gab es in den vergangenen Jahren mehrere vom Guide MIchelin ausgezeichnete Küchenchefs, die sich neu orientierten und der Sternegastronomie den Rücken kehrten. Ende 2010 schloss Cornelia Poletto ihr gleichnamiges Restaurant an der Eppendorfer Landstraße. Im Sommer 2014 hörte Gerald Zogbaum mit seiner Winterhuder Küchenwerkstatt auf. Anna Sgroi verlor den Michelin-Stern mit ihrem Restaurant in Pöseldorf Ende 2016.