Hannover/Hamburg. Vor allem Betroffene sind aufgerufen, Vorschläge einzureichen. Eine 14-jährige Pinnebergerin hatte den Anstoß gegeben.

Das Land Niedersachsen will mit einem Kreativwettbewerb einen neuen Namen für die Hülle von Schwerbehindertenausweisen finden. Hintergrund der Aktion ist der Fall der 14-jährigen Hannah aus Pinneberg, sagte ein Sprecher des niedersächsischen Sozialministeriums am Mittwoch in Hannover. Die junge Frau mit Down-Syndrom hatte im vergangenen Jahr aus ihrem Schwerbehindertenausweis einen „Schwer-in-Ordnung-Ausweis“ gebastelt, weil sie sich diskriminiert fühlte. Ihre Aktion hatte in der Metropolregion Hamburg und darüber hinaus für Aufsehen gesorgt.

Hannah habe einen wichtigen Denkanstoß gegeben, sagte Sozialministerin Carola Reimann (SPD). Die Bezeichnung „Schwerbehindertenausweis“ stelle die vermeintlichen Defizite in den Vordergrund. „Das widerspricht dem Gedanken von Inklusion. Wir müssen die Barrieren in den Köpfen wegbekommen, und das fängt auch bei der Änderung von Bezeichnungen an, die aus- oder abgrenzen.“

Allerdings lasse sich der Ausweis selbst nicht einfach umbenennen, schränkte die Ministerin ein. Name und Aussehen seien bundesrechtlich geregelt. Deshalb wolle die Landesregierung zumindest mit der Neugestaltung der Einsteckhülle ein Zeichen setzen. Diese überdeckt den Ausweis im Kreditkarten-Format.

Hamburg hat „Schwer-in-Ordnung-Ausweis“ eingeführt

Gemäß dem Motto „Nichts über uns ohne uns“ seien insbesondere alle Menschen mit Behinderungen aufgerufen, Vorschläge zu machen. Eine Jury aus Betroffenen sowie Ministerin Reimann und der Landesbeauftragten für Menschen mit Behinderung, Petra Wontorra, werde den Sieger küren. Die Entscheidung soll im Februar bekannt gegeben werden.

Das Versorgungsamt Hamburg hat bereits ähnlich auf Hannahs Initiative reagiert. Dort können Antragsteller zu ihren Ausweisen schon jetzt auf Wunsch eine Hülle mit dem Aufdruck „Schwer-in-Ordnung-Ausweis“ erhalten.