Hannover. Noch ist nicht klar, welche Koalition künftig in Hannover regieren wird. Doch für einige Abgeordnete stehen sicher Veränderungen bevor.
Erst wird über Inhalte gesprochen, dann über Personalien - so heißt es immer bei Koalitionsverhandlungen. Das ist nach der Landtagswahl in Niedersachsen nicht anders. Doch schon jetzt ist bei einigen Politikern klar oder sehr wahrscheinlich, dass sie künftig etwas anderes machen als in den vergangenen Jahren.
Personalien in der CDU:
Bernd Althusmann: Der CDU-Spitzenkandidat hat erst einmal die Führung der Landtagsfraktion übernommen. Das muss aber nicht von Dauer sein. Sollte es zu einer großen Koalition kommen, ist für Althusmann auch ein Ministeramt drin. Und falls sich doch noch die Option für ein Jamaika-Bündnis ergeben sollte, sogar das Amt des Regierungschefs.
Bernd Busemann: Er wäre gerne Landtagspräsident geblieben. Als er im Rennen um die CDU-Spitzenkandidatur Althusmann den Vortritt ließ, wurde gemutmaßt, dass Busemann damit eine weitere Amtszeit sicher hätte - unter der Voraussetzung, dass die CDU wieder stärkste Kraft wird. Doch daraus wurde nichts - nun wird die SPD das Amt besetzen. Busemann muss sich in die CDU-Fraktion einreihen.
Björn Thümler: Als Fraktionschef war er bisher der starke Mann der CDU. Und doch musste Thümler nun sein Amt aufgeben und den Platz für Althusmann freimachen. Weil er nicht um den Fraktionsvorsitz kämpfte, sondern ihn wie abgesprochen abgab, hat er die Chance, im Falle einer CDU-Regierungsbeteiligung ein Ministeramt zu übernehmen, noch erhöht. In einer großen Koalition könnte Thümler das Wirtschafts- oder Finanzressort bekommen.
Personalien in der SPD:
Boris Pistorius: An dem über Parteigrenzen hinweg anerkannten Innenminister dürfte bei einer Kabinettsbildung kein Weg vorbeigehen. Pistorius kann als Innenminister auch die harte Linie, wie er etwa bei der Abschiebung von Terrorverdächtigen gezeigt hat. Das gefällt auch der CDU. Die Landtagswahl hat Pistorius noch einmal gestärkt: Er sicherte sich erstmals ein Mandat, indem er seinen Osnabrücker Wahlkreis mit fast zehn Prozentpunkten Vorsprung gewann.
Doris Schröder-Köpf: Weil sie einen schlechteren Listenplatz hatte als bei der Wahl 2013 und in ihrem Wahlkreis harte CDU-Konkurrenz, musste Schröder-Köpf um ein weiteres Landtagsmandat bangen. Doch dann nahm sie dem hannoverschen CDU-Chef Dirk Toepffer den Wahlkreis ab. Nicht ausgeschlossen, dass sie künftig mehr Verantwortung bekommt - sogar als Ministerin?
Gabriele Andretta: Sie gehört bisher nicht zu den ganz bekannten Landespolitikern. Andretta, die am Sonntag erneut das Direktmandat für die SPD in Göttingen holte, kommt aber automatisch infrage, wenn es um die Besetzung des Landtagspräsidenten geht, denn den stellt künftig die SPD als stärkte Landtagsfraktion. Andretta ist bisher Vize-Präsidentin. Denkbar wäre im Falle einer Koalition aus CDU und SPD aber auch, dass sie Wissenschaftsministerin wird. Für dieses Ressort hatte Stephan Weil die Göttingerin schon 2013 in seinem Schattenkabinett vorgesehen.
Frauke Heiligenstadt: Schwer vorstellbar, dass sie ihren Posten als Kultusministerin behält. Zum einen ist da die besondere Bedeutung der Bildungspolitik auf Länderebene - um dieses Schlüsselressort würden alle Koalitionspartner kämpfen. Zum anderen hatten sich CDU und FDP in der zu Ende gehenden Wahlperiode auf Heiligenstadt wegen diverser Probleme im Kultusressort eingeschossen. Die CDU würde sie deshalb kaum als Bildungsministerin einer großen Koalition akzeptieren.
Personalien bei den Grünen:
Christian Meyer: Der scharfe Kritiker der Massentierhaltung hat der Agarpolitik in Niedersachsen eine andere Richtung gegeben. So wurde er auf der einen Seite zum Star der Grünen, auf der andere Seite zum roten Tuch für FDP und CDU - auch zuletzt wegen seines harschen Tons gegenüber Schwarz-Gelb im Wahlkampf. Auch wenn die Zeit als Minister in Hannover erst einmal zu Ende geht, parteiintern dürfte die Karriere weitergehen.
Gabriele Heinen-Kljajic: Die bisherige Wissenschaftsministerin ist künftig nicht mehr im Landtag vertreten, was schon vor der Wahl klar war, weil sie anders als 2013 nicht auf der Landesliste der Partei stand. In einem Dreier-Bündnis wird für sie als Ministerin wohl kein Platz mehr sein.