Beim niedersächsischen Gewässerforum diskutieren Experten die Folgen des Klimawandels. Haushalte sollen Vorsorge treffen.

Innerhalb der vergangenen 64 Jahre hat sich die Durchschnittstemperatur in Niedersachsen um 1,6 Grad erhöht. Das ist das Ergebnis eines Forschungsprojekts zum Klimawandel, das der Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz am Montag in Hildesheim vorgestellt hat.

Nach den Ergebnissen der Untersuchung wurden in Niedersachsen als Folge des Klimawandels zuletzt mehr Niederschläge als noch vor Jahrzehnten gemessen. Im Schnitt stiegen sie seit 1951 bis 2015 um sechs Prozent. Im Herbst und Winter stellten die Experten von NLWKN, Uni Braunschweig und Uni Hannover ein Plus von 20 Prozent fest. Im Sommer regnet es dagegen deutlich weniger als früher.

Beim niedersächsischen Gewässerforum beraten noch bis Dienstag rund 180 Experten in Hildesheim, unter anderem über die Folgen der Forschungen für den Hochwasserschutz. Auch über Niedrigwasser und Starkregen wurde diskutiert.

Historische Pegelstände wurden überschritten

„Extreme Wetterereignisse mit schlimmen Folgen für die Wasserwirtschaft werden in Zukunft häufiger passieren“, sagte Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne). Beim letzten Hochwasser im Juli überschritten wurden an fünf Messstellen im Land vorher historische Pegelstände überschritten. Auf solche Jahrhundert- oder sogar Jahrtausendpegel müssten Schutzdeiche oder Ausweichflächen ausgerichtet sein, die künftig erstellt werden.

Der Grünen-Politiker betonte bei der Konferenz zudem, wie wichtig eine übergreifende Planung von Schutzmaßnahmen sei. Kommunen müssten gemeinsame Überflutungsflächen wie Auen ausweisen oder sich um Deichbauprojekte kümmern. Regionen, die sich wie Hildesheim, Wolfenbüttel und Salzgitter für den Hochwasserschutz zusammen tun, bekommen vom Land eine höhere Förderung. Statt 70 Prozent der Summe für Schutzmaßnahmen sie im Höchstfall 80 Prozent des verwendeten Geldes.

Benötigt werden nach Angaben von Hildesheims Oberbürgermeister Ingo Meyer in Zukunft auch mehr Regenrückhaltebecken wie Talsperren. Außerdem müsse den Flüssen mehr Raum für Hochwasser gegeben werden. Wenn Schutzmaßnahmen nicht aufeinander abgestimmt würden, verschiebe sich das Problem lokal nur, mahnte Meyer.

Umweltministerium will Soforthilfe ausweiten

Am Dienstag beschäftigen sich die Teilnehmer der Konferenz in Workshops mit den Anforderungen an zukünftigen Hochwasserschutz. Mit dabei sind auch Vertreter aus Kommunen wie etwa Goslar und Hildesheim, die vom letzten Hochwasser besonders hart getroffen wurden.

Gleichzeitig arbeitet das Umweltministerium im Moment daran, die Soforthilfe für Hochwasseropfer zu erweitern. Mit der derzeitigen Hilfe sollen akute Notlagen bei der Unterkunft oder der Wiederbeschaffung von Hausrat finanziell überbrückt werden. Bei einem Mindestschaden von 5000 Euro können Privathaushalte unbürokratische Hilfe erhalten. Auch Firmen können Geld beantragen. Dafür stellt das Land 50 Millionen Euro zu Verfügung.

„Wir reden hier über Hilfen, nicht über Schadenersatz“, betonte Wenzel. Jeder Haushalt und jede Firma müsse eigene Vorsorge treffen und etwa eine Elementarschadenversicherung abschließen.

Auch NLWKN-Experte Joseph Hölscher sieht nicht nur die zuständigen Landesbehörden in der Pflicht. „Wenn Sie in einem Haus in einem Hochwasser gefährdeten Gebiet leben, hat eine Ölheizung dort im Keller nichts zu suchen“, betonte der Experte. Auch Elektrik sollte auf dem Dachboden verbaut werden.